zum Hauptinhalt

Schnee und Stau: Nicht ganz glatt gelaufen

Am Freitag konnten alle schon mal üben, was ab Montag unter verschärften Bedingungen bevorsteht: Berufsverkehr bei Winterwetter. Die Winterschäden von 2009 waren gerade erst behoben worden.

Obwohl die Schneeschicht nur hauchdünn war, reichten die Staus auf den Autobahnen teilweise bis an die Stadtränder. Dafür gab es nach Auskunft der Polizei nicht mehr Unfälle als sonst. „Die Situation war kaum anders als an manchen Regentagen“, hieß es.

Dass die Staus so weit zurückreichen, hängt auch mit einer EU-Richtlinie zur Sicherheit in Tunneln zusammen. Sie wird nach Auskunft der Stadtentwicklungsverwaltung in Berlin seit 2006 umgesetzt und dient dazu, Staus aus Tunneln fernzuhalten. Wenn es also weiter stadteinwärts klemmt, werden beispielsweise vor den Tunneln in Tegel und Britz einzelne Spuren oder notfalls die ganze Autobahn zeitweise gesperrt. Damit der Stau nicht unnötig verlängert wird, sondern sich nur in weniger kritische Bereiche verlagert, beobachtet die Verkehrsregelungszentrale mit Sensoren und Kameras ständig den Verkehrsfluss und gibt die Spuren möglichst bald wieder frei.

Während der Schnee am Freitag eher eine optische Verkehrsbremse war, ist für die nächsten Tage sehr reale Glätte absehbar. Nach etwas Neuschnee bis Samstagmorgen soll das Wochenende trocken werden. Für Montag erwartet der Wetterdienst Meteogroup den nächsten Schnee – vielleicht schon zum morgendlichen Berufsverkehr. Im Laufe der Woche sollen noch einige Zentimeter dazukommen, die bei Dauerfrost auch liegen bleiben.

Der Meteorologe Jörg Riemann findet es „erstaunlich, dass der Winter so zeitig angefangen hat“. Selbst der vergangene, der so ungewöhnlich schneereich war, begann erst am 13. Dezember mit Dauerfrost und am 18. Dezember mit den ersten zwei Zentimetern Schnee. Am Tag vor Silvester folgten beachtliche 15 Zentimeter Nachschub. Anhand langjähriger Statistiken hat Riemann festgestellt, dass ein strenger Winter selten allein kommt, sondern jeweils einige milde und kalte in Zyklen aufeinanderfolgen. Nachdem es jahrelang viel zu mild war, habe der Winter 2008/09 knapp unter dem langjährigen Mittel gelegen, der 2009/10 dann schon deutlich. Das spreche für einen weiteren kalten Winter – wenn da nicht eine andere langjährige Beobachtung wäre: Wenn der Winter sehr früh kommt wie in diesem Jahr, ist insgesamt ein milderer Verlauf wahrscheinlicher als monatelanger Dauerfrost. Statistisch, wie gesagt. Ein typischer Termin für die Milderung ist laut Riemann das „Weihnachtstauwetter“, das den Flachlandtirolern oft die weiße Weihnacht vermasselt.

Aber zunächst bleibt es frostig, so weit das Meteorologenauge reicht. Riemann hat beobachtet, dass das Berliner Wetter schon seit einem Jahr untypisch verläuft: West-Wetterlagen mit ihrer milden Atlantikluft sind von der Regel zur Ausnahme geworden. Stattdessen kam die Luft meist vom Festland – und brachte Winterfrost bis minus 20 und Sommerhitze bis 38 Grad in die Stadt.

Am Freitag meldete sich Stadtentwicklungssenatorin Ingeborg Junge-Reyer (SPD) mit einem Dank an die Bürger zu Wort, weil sie die vielen Straßenbauarbeiten in diesem Jahr so geduldig ertragen hätten. Die waren größtenteils erst durch die Frostschäden des vergangenen Winters nötig geworden. Nach Auskunft von Junge-Reyer sind die zusätzlich bereitgestellten 25 Millionen Euro fast komplett verbaut worden. Von 213 Baustellen würden die letzten 15 wohl bis zum Jahresende abgeräumt. Das Prinzip, 15 Millionen Euro gemäß der Straßenfläche auf die Bezirke zu verteilen und die anderen zehn Millionen anhand eingereichter Vorschlagslisten, sieht Junge-Reyer als Erfolg. Ursprünglich hätten die Bezirke insgesamt 33 Millionen Euro für den Tiefbau eingeplant. Gut möglich, dass im Frühjahr das nächste Sonderprogramm fällig wird.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false