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Smudo

© Tsp

Tempelhof: Ärger verleiht Flügel

Privatpiloten demonstrieren wieder für Tempelhof. Mit dabei ist Rapper Smudo.

Mit einem Sternflug nach Berlin wollen deutsche und ausländische Piloten am letzten April-Wochenende die Tempelhof-Befürworter unterstützen. Mit dabei sein auch wieder Sänger Smudo von den Fantastischen Vier, der selbst begeisterter Sportflieger ist. Der 39-Jährige fordert eine Rückkehr zur sachlichen Diskussion über den City-Airport. Im Gespräch mit dem Tagesspiegel zeigte er sich entsetzt über die Reaktion einiger Tempelhof-Gegner. Diese hätten ihm in Mails sogar gewünscht, er möge mit seinem Flugzeug abstürzen. „Solche Hass-Mails habe ich noch nicht einmal auf mein Engagement gegen die Nazis bekommen“, sagte der Musiker, der mit bürgerlichem Namen Michael B. Schmidt heißt.

Er setze sich nicht nur als Pilot, sondern auch als Geschäftsmann für Tempelhof ein, so Smudo. Es sei ein Unding, wenn man die Kulturmetropole Berlin künftig nur über einen „abseitigen“ Flughafen erreichen könne. So würden die Fantastischen Vier wegen der großen Entfernung des dortigen Flughafens zum Stadtzentrum „so wenig Jobs wie möglich“ in München machen. Wenn sich die Voraussetzungen ändern muss auch die Politik einsehen, „dass Dinge nicht in Stein gemeißelt sind“, sagt der Rapper. Mit Demokratieverständnis habe die starre Haltung des Senats wenig gemein, sagt er.

Im vergangenen September waren es 102 Kleinflugzeuge, die Kurs auf Tempelhof nahmen. Am 26. und 27. April rechnet der in Hessen lebende Privatpilot Sundus Rifaat als Veranstalter mit bis zu 400 Maschinen. Neben dem Verband der Allgemeinen Luftfahrt (AOPA) beteiligen sich auch verschiedene Flugsportvereine und Pilotenforen an der Organisation oder unterstützen das Projekt. Bewusst hat man genau das Wochenende gewählt, an dem nach dem erfolgreichen Volksbegehren laut gegenwärtiger Planung der Volksentscheid stattfinden könnte. Nur bei schlechtem Flugwetter soll die Aktion um eine Woche verschoben werden.

In Tempelhof könnte es bei dem Andrang eng werden. Die Flugsicherung gehe von 30 Flugbewegungen pro Stunde aus, sagt Andreas Peter, der Vorsitzende der Interessengemeinschaft City Airport Tempelhof (ICAT), die Volksbegehren und Volksentscheid veranstaltet. Bei einer Betriebszeit von 6 bis 22 Uhr sind das maximal 480 Starts und Landungen pro Tag. „Wir hoffen, dass ein Teil der Maschinen bereits am Freitag einfliegt.“

Für die Piloten und ihre Begleiter will ICAT eine Party ausrichten. Dass Flugplatzgegner das Fly-in als abschreckendes Beispiel für eine Fortsetzung des Flugbetriebes darstellen könnten, schließt Peter nicht aus. Doch handele es sich um eine einmalige Aktion, die nichts mit dem Normalbetrieb zu tun habe. Das unterstreicht auch der Organisator Sundus Rifaat, ein gebürtiger Berliner. Man solle den Sternflug, zu dem sich auch Teilnehmer aus Großbritannien, Frankreich und den Niederlanden angemeldet haben, als politische Demonstration gegen die Senatspolitik in Sachen Tempelhof verstehen. Hier gehe es nicht nur um Nostalgie, sondern auch um die Zukunft der Stadt, um die Chance, mehr Investoren anzulocken und um die Positionierung Berlins als Tor zu den neuen EU-Ländern im Osten. 

Rainer W. During

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