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© PETERSBILD

Tunnel-Sanierung: Für U-Bahn-Baustelle müssen 67 Bäume fallen

Wo bis Mittwoch noch prachtvolle alte Bäume standen, ist ab Montag Baustelle – und zwar für zwei Jahre. Darüber ärgern sich derzeit viele Anwohner der Karl-Marx-Allee in Friedrichshain. Die BVG will 70 Jahre alte Tunnel neu abdichten lassen. Anwohner fürchten zwei Jahre Dreck und Lärm.

Wo bis Mittwoch noch prachtvolle alte Bäume standen, ist ab Montag Baustelle – und zwar für zwei Jahre. Darüber ärgern sich derzeit viele Anwohner der Karl-Marx-Allee in Friedrichshain. Die BVG muss die U-Bahnhöfe Schillingstraße, Strausberger Platz und Weberwiese neu abdichten und dafür die Straße aufreißen. Die Fällaktion hat schon begonnen: 67 Bäume sollen weg. Zwar ließ die Baustadträtin von Friedrichshain-Kreuzberg, Jutta Kalepky (parteilos), die Baumfällungen kurz nach dem Start noch einmal stoppen – die BVG hatte die Anwohner nicht wie vereinbart rechtzeitig informiert. Doch in der kommenden Woche sollen auch die restlichen Bäume abgeholzt werden.

Saniert werden müssen die U-Bahn-Tunnel laut BVG, weil Regenwasser durchsickert und die Bausubstanz beschädigt hat. Die Tunnel sind bereits mehr als 70 Jahre alt, die Außenabdichtungen entsprechend marode. Zudem seien Baumwurzeln in die Tunneldecken eingedrungen, sagt Udo Kutscher von der BVG. Das Unternehmen will nun die Außenwände der Tunnel neu abdichten. Deshalb müssten die teilweise mehr als 30 Jahre alten Bäume weg, die direkt am U-Bahn-Tunnel stehen. Wenn die Bauarbeiten Anfang 2011 beendet sind, wollen die Verkehrsbetriebe allerdings neue Bäume pflanzen lassen.

Viele Anwohner ärgern sich nicht nur über die Fällungen. Wegen der Sanierung ändert sich vorübergehend auch die Straßenführung. Die Spuren werden auf den Mittelstreifen und die Park- und Grünflächen verlegt. Laut Verkehrsleitung müssen mindestens zwei der drei Fahrbahnen in jede Richtung erhalten bleiben, damit der Verkehr nicht stockt. „Es wird aber kein einziger Baum wegen der Verkehrsführung gefällt“, sagt Kutscher. Die Anwohner würden vorübergehend aber einige Parkplätze verlieren. Das „öffentliche Interesse“ gehe vor.

Aufgeheizt war die Stimmung vor kurzem auf einer Informationsveranstaltung im Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg. Dort beschwerten sich Anwohner, dass sie erst vor wenigen Wochen von den Bauarbeiten erfahren hätten. Sie bezweifelten an, dass ausreichend nach Alternativen gesucht worden sei, um Bäume zu retten. Norbert Lehmann vom zuständigen Architekturbüro Artus widerspricht. Zwar hätte man auch von innen Verdichtungsmasse in die Tunnelwände spritzen können, die Methode garantiere aber keinen nachhaltigen Erfolg und sei zudem umweltschädlich.

Schon jetzt wehren sich Anlieger der viel befahrenen Straße wegen des zu befürchtenden Baulärms. Der Architekt versucht zu beschwichtigen: „Der Straßenaufbruch wird etwas lauter, doch meist wird der Baulärm unter dem des Straßenverkehrs bleiben.“ An den Baustellen sollen Tempo-30-Zonen eingerichtet werden. Carl-Friedrich Höck

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