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Verkehr: Bahn muss Strecken an Hamburg abgeben

Die Deutsche Bahn soll bald große Teile des lukrativen Regionalverkehrs mit Millionen Pendlern in Berlin und Brandenburg nicht mehr betreiben. Stattdessen erhält ein Konkurrent bei der Ausschreibung den Zuschlag für die Linien.

Im Regionalverkehr der Bahn fährt in Zukunft auch Hamburg mit. Die Ostdeutsche Eisenbahngesellschaft (ODEG, die je zur Hälfte der Hamburger Hochbahn und der Prignitzer Eisenbahn gehört, darf nach Informationen des Tagesspiegels in Zukunft rund ein Drittel des Nahverkehrs auf der Schiene in Berlin-Brandenburg betreiben, darunter die Verbindung Stendal-Berlin-Cottbus. Die Bahn AG behält unter anderem die attraktive Strecke des RE 1 (Magdeburg–Potsdam–Berlin–Frankfurt (Oder)–Eisenhüttenstadt und kann auch den künftigen Airportexpress vom Hauptbahnhof zum neuen Flughafen Berlin-Brandenburg International (BBI) fahren lassen. Offiziell wird die Vergabe erst in zwei Wochen mitgeteilt, wenn die Einspruchsfrist für unterlegene Bewerber abgelaufen ist.

Die Ausschreibung der Bahnstrecken war bundesweit bisher die größte. Obwohl es inzwischen mehrere Konkurrenten der Bahn im Nahverkehr gibt, hatten sich überraschend nur zwei Unternehmen um den 1,3 Milliarden-Euro-Auftrag beworben: die Deutsche Bahn AG und die ODEG, an der über die Prignitzer Eisenbahn auch der englische Konzern Arriva beteiligt ist. Die Ostdeutsche Eisenbahn hatte zuvor schon Ausschreibungen für Nebenstrecken im östlichen Brandenburg gewonnen. Von den Fahrgästen erhält das Unternehmen seither gute Noten bei Befragungen.

Bei der großen Ausschreibung war umstritten, dass der Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg (VBB) vorgegeben hatte, dass ein Bewerber nicht alle Strecken betreiben darf. So will der VBB auch im täglichen Betrieb den Wettbewerb forcieren.

Gegen diese Beschränkung hatte sich die Bahn AG gewehrt, weil damit klar war, dass sie zumindest einen Teil ihrer bisherigen Aufträge verlieren würde. Auch Mitarbeiter, die dadurch ihre Arbeitsplätze gefährdet sehen, hatten protestiert. Ob die Bahn, wie angedroht, nach der Vergabe gerichtlich gegen diese Beschränkung vorgehen wird, ließ der für den Personenverkehr zuständige Vorstand Ulrich Homburg gestern offen.

Zuvor hatte die Bahn den Auftrag zum Betrieb der Strecken ohne Ausschreibung erhalten und dabei sehr hohe Zahlungen der Länder ausgehandelt. Die Altverträge im Nahverkehr ermöglichten der Bahn jahrelang hohe Gewinne.

Angesichts der erwarteten Konkurrenz hatte die Bahn jetzt dem Vernehmen nach viel günstigere Preise angeboten und war für alle in Lose aufgeteilten Strecken am Ende der billigste Anbieter. Die Länder sparen nun jährlich mindestens 30 Millionen Euro, die für zusätzliche Angebote genutzt werden sollen. Nicht immer führen Ausschreibungen aber zu einem solchen Erfolg. Bei der S-Bahn in Stuttgart blieb die Bahn AG am Ende eines Verfahrens als einziger Bewerber übrig. Und so war sie nur bereit, den Kilometerpreis um 30 Cent zu senken. In Berlin-Brandenburg hat sie jetzt um mehrere Euro nachgeben müssen.

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