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© dpa

Verkehr: S-Bahn soll ab Montag wieder durchs Zentrum fahren

Zwischen Alex und Zoo rollen bald wieder Züge – der Notfahrplan gilt aber weiter. Senat und Opposition fordern mehr als nur eine vorübergehende Verbesserung.

Die seit Monaten leidgeplagten Berliner S-Bahn-Kunden können ab kommender Woche ein wenig aufatmen – zumindest diejenigen, die auf die auf der Stadtbahn verkehrenden Linien S3, S5 und S7 angewiesen sind. Die drei Linien sollen ab Montag wieder in Betrieb genommen werden, war am Dienstag aus informierten Kreisen zu hören, auch von weiteren Erleichterungen ist die Rede (siehe Kasten).

Die S-Bahn selbst verweigerte allerdings eine Stellungnahme. Ein Sprecher sagte lediglich, dass erst „hundertprozentig die Sicherheit hergestellt“ sein müsse. Das Unternehmen wolle nicht weitere Bahnen fahren lassen und nach drei Tagen wieder von der Schiene nehmen müssen. In der jetzigen Situation müssten die Kunden wenigstens diese Verlässlichkeit haben.

Der S-Bahn-Verkehr ist seit Monaten wegen überraschend notwendig gewordener Sicherheitsüberprüfungen am Fuhrpark massiv eingeschränkt.

Sollte die S-Bahn jetzt wie geplant ihr Angebot wieder erweitern, wäre das aus Sicht des Senats „wenigstens ein Schritt in die richtige Richtung“, sagte Manuela Damianakis, Sprecherin von Verkehrssenatorin Ingeborg Junge-Reyer (SPD). „Trotzdem muss die S-Bahn alles tun, um die Belastung für die Fahrgäste endlich nachhaltig zu mindern.“ Bei der S-Bahn kommt es seit Jahresbeginn wegen technischer Mängel zu Ausfällen, derzeit fährt wie berichtet nur jede vierte Bahn wegen Problemen mit den Bremsen, die jahrelang nicht korrekt gewartet wurden.

Der Senat verhandelt nach Auskunft der Sprecherin der Verkehrsverwaltung weiter mit der S-Bahn und ihrem Mutterkonzern, der Deutschen Bahn, über mögliche Entschädigungen für die Berliner und Brandenburger Kunden; ein Ergebnis sei noch nicht abzusehen. Ebenso gebe es weiterhin „regelmäßige“ Verhandlungen, um Nachbesserungen beim für Berlin ungünstigen S-Bahn-Vertrag zu erreichen. Dabei sei auch der öffentliche Druck auf das Unternehmen „hilfreich“. Gestern forderte die Verbraucherzentrale Berlin die Deutsche Bahn zu „Höchstleistungen zur Überwindung ihrer selbst verursachten Krise auf“.

Aus Sicht der Opposition ist das nicht genug. „Der Senat muss das Heft des Handelns in die Hand nehmen und einen klaren Zeitplan und umfassende Entschädigungen einfordern“, fordern die Grünen, deren Fraktionschefin Franziska Eichstädt-Bohlig zusammen mit der Verkehrspolitikerin Claudia Hämmerling am heutigen Mittwoch einen „Maßnahmeplan“ gegen das S-Bahn-Chaos vorlegen will.

Wenn ab nächster Woche wieder mehr Züge verkehren, ist das aus Sicht von Grünen-Expertin Hämmerling nur ein erster Schritt, von einer Rückkehr zur Normalität sei der Betrieb noch weit entfernt. „Solange die Ursache der Probleme nicht behoben sind – von Personalkürzungen bis zu den zu geringen Werkstattkapazitäten –, ist das nur ein Herumdoktern an den Symptomen.“

Bei der BVG, deren U-Bahnen und Busse wegen des S-Bahn-Chaos derzeit bis zu 500 000 Fahrgäste täglich mehr befördern, braut sich derweil ein anderes Problem zusammen. Die Gewerkschaft Verdi will den Entgelttarifvertrag für das BVG-Tochterunternehmen Berlin Transport (BT) kündigen, wie die Nachrichtenagentur ddp meldete. Das kann aus Sicht der Verbraucherzentrale verheerende Folgen haben: „Kommt es nicht zur Einigung zwischen den Tarifparteien, ist – wie Anfang 2008 – mit Streik zu rechnen.“

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