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Flugzeug in Stuttgart, über Landebahn hinaus

© ddp

Wetter: Schnee und Eis im Flugbetrieb

Das gegenwärtige Wetter verlangt den Mitarbeitern der Berliner Flughäfen einiges ab. Wie gefährlich sind Kälte und Schnee für den Flugbetrieb in Tegel und Schönefeld?

„Wenn die Temperaturen auch nur in die Nähe der Null-Grad-Grenze fallen, werden die Tragflächen der Flugzeuge enteist, die kurz vor dem Start stehen“, sagt Wolfgang Weber, Pressesprecher der Lufthansa. Auch die Rollbahnen werden mit einem speziellen Alkohol-Wasser Gemisch vom Eis befreit. Die niedrigen Temperaturen sn sich seien kein Problem für die Flugzeuge. Denn „auch im Sommer herrscht in zehn Kilometer Flughöhe eine Kälte, die am Boden nie erreicht werden kann. Das führt ja auch nicht zu Schwierigkeiten“, sagt Weber. Problematisch ist am Boden nur die vergleichsweise hohe Feuchtigkeit in der Luft, die zur Vereisung führen kann, fügt Weber hinzu.

Ob solch eine Glätte zu dem Unfall führte, der sich am Montagnachmittag auf dem Stuttgarter Flughafen ereignete, wird derzeit geklärt. Eine mit 15 Passagieren besetzte Maschine war beim Landen über die Rollbahn hinausgeruscht. „Wir wissen nicht, ob es ein technisches oder witterungsbedingtes Problem war“, sagte eine Flughafensprecherin. In Stuttgart hatte es am Montag zwar seit dem späten Vormittag geschneit. Doch schon vor zwei Jahren hatte es nach Angaben der Sprecherin  ebenfalls mit einer Maschine jenes Typs einen ähnlichen Zwischenfall gegeben. Experten der Bundesstelle für Fluguntersuchungen (BFU) begutachteten die Maschine noch am Montag.

Der Luftfahrtexperte und ehemalige Flugingenieur Jürgen Hermann betont, dass in der Luft die Tragflächen eigentlich nie vereisen können: "Ein spezieller Abwärme-Kreislauf leitet 250 Grad warme Luft durch die Tragflächen", sagt er. Das verhindere normalerweise immer, dass sich an den Flügeln Eis bildet.

Ungeräumte oder vereiste Rollbahnen verzögern den Flugverkehr meistens. So wie gestern in Frankfurt, als zeitweise nur eine Rollbahn für den Flugverkehr genutzt werden konnte und nur ein Drittel der geplanten Flugzeuge starten und landen konnten. „Das führt dann zu Verzögerungen an den Berliner Flughäfen, die aus Frankfurt Flüge erwarten oder hinfliegen“, sagt Ralf Kunkel von der Flughafen Berlin-Schönefeld GmbH. Dann sei der logistische und organisatorische Aufwand am eigenen Flughafen am höchsten.

„Wenn die Flugpläne spontan verändert werden müssen, weil an anderen Flughäfen etwas schief geht und eventuell Flieger gewartet oder enteist und Rollbahnen geräumt werden müssen, dann sind logistische Meisterleistungen nötig“, sagt Kunkel. Die Zeitfenster seien sehr kurz. „Wenn ein Flugzeug enteist wird, müsste es innerhalb der nächsten zwanzig Minuten starten, da die Tragflächen sonst wieder vereisen können“, fügt er hinzu.

So werden Flugzeugkatastrophen wie im März 1993 in Skopje verhindert. Vereiste Startklappen waren damals die Ursache, dass eine Fokker 100 der mazedonischen Palair bei vollem Schub zu wenig Auftrieb bekam und unmittelbar nach dem Start abstürzte. 83 Menschen verloren bei dem Unglück ihr Leben. (dpa/hin)

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