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Update

Winterwetter: Glatte Straßen in und um Berlin, weiter Einschränkungen bei der S-Bahn

Blitzeiswarnung für Berlin und Brandenburg für die nächsten zwei Tage, das große Verkehrschaos blieb aber noch aus. Weiter starke Einschränkungen im S-Bahn-Verkehr, Flugbetrieb normalisiert sich.

Von Sandra Dassler

Reisende aus Berlin und dem Süden Brandenburgs müssen sich am Mittwoch und Donnerstag auf Glatteis einstellen. Grund seien warme Luftschichten, die von Süden nach Norden strömten, sagte ein Meteorologe vom privaten Wetterdienst Meteogroup Deutschland am Mittwochmorgen. In diesen Schichten schmelze der Schnee und treffe dann als Regen auf den oftmals gefrorenen Boden. Dadurch sei die Gefahr von Blitzeis besonders im südlichen Brandenburg sehr hoch, so der Sprecher. Die warmen Luftmassen werden sich im Laufe des Mittwoch weiter nach Norden bewegen, sodass am Nachmittag auch in Berlin mit glatten Straßen zu rechnen sei. Der Sprecher der Meteogroup betonte allerdings, dass dies auf die Hauptstadt nur noch "in abgeschwächter Form" zutreffen werde. Auch am Donnerstag bleibe die Wetterlage ähnlich, sodass die Straßen in und um Berlin auch hier wieder glatt sein werden. Erst im Laufe des Freitag könne mit einem Abklingen der Gefahren durch Glatteis gerechnet werden. In der Nacht zu Mittwoch blieb das Verkehrschaos hingegen noch aus, in der Hauptstadt gab es bis 9 Uhr nur 62 Verkehrsunfälle. Dies sei im Vergleich zu den vergangenen Tagen "wenig", wie ein Polizeisprecher am Mittwochmorgen mitteilte.

S-Bahn-Verkehr auch am Mittwoch stark eingeschränkt, Flugverkehr normalisiert sich

Fahrgäste der Berliner S-Bahn mussten bereits am Mittwochmorgen wieder erhebliche Einschränkungen in Kauf nehmen. So sollen die Linien S 1, S 2, S 3 und die S 75 nur im 20-Minuten-Takt verkehrt haben, wie das Unternehmen mitteilte. Die S 5 soll zwischen Westkreuz und Strausberg ebenfalls nur alle 20 Minuten gefahren sein, zwischen Strausberg und Strausberg/Nord mussten Fahrgäste einen Pendelzug nutzen, der im 40-Minuten-Takt unterwegs war.

Der Flugbetrieb sei in Berlin „ganz gut“ gestartet, sagte ein Flughafensprecher. Bis zum Mittag würden nach derzeitigem Stand 18 Flüge ausfallen, davon 14 in Tegel und 4 in Schönefeld. Für eine Entwarnung sei es aber noch zu früh, betonte der Sprecher.

Reisewelle Richtung Süden erwartet

In Richtung der Skigebiete im Süden werden am Mittwoch und Donnerstag die meisten Weihnachtsurlauber unterwegs sein, sagte eine Sprecherin des Automobilclub von Deutschland (AvD). Besonders auf der A 9 von Berlin Richtung München werde es deshalb wohl besonders voll werden.

Doch nicht nur die Straßenverhältnisse machen das Autofahren bei diesem Wetter gefährlich. “„Es ist der blanke Wahnsinn, was derzeit täglich auf Brandenburgs Autobahnen abgeht, da fahren die Lkw nicht mit der den Witterungsverhältnissen angepassten Geschwindigkeit“. Michael Werner, der brandenburgische Landesvorsitzende der Deutschen Polizeigewerkschaft (DPolG), spricht aus, was viele Autofahrer der Region in diesen Tagen empfinden. Und erleben. „Da fahren die Pkw mit 60 Stundenkilometern auf vereister Fahrbahn langsam und vorsichtig hintereinander“, erzählt ein Autofahrer. „Und dann kommt ein Lkw mit mindestens 90 Sachen von hinten angerast und hupt ununterbrochen, um die Pkw auf der rechten Spur zu schnellerem Fahren zu drängen. Oder er fährt – manchmal fast doppelt so schnell – auf der linken Spur vorbei.

Kein Einzelfall, wie Polizisten bestätigen. Leider gibt es keine aktuelle Statistik über den Anteil der Lkw an Unfällen und Staus der letzten zwei Tage – mehrere Dutzend dürften es allerdings gewesen sein, schätzt man in den Polizeipräsidien Frankfurt (Oder) und Potsdam. Der westliche Berliner Ring musste am Dienstag zeitweise gesperrt werden, nachdem ein Lkw mit Anhänger ins Schleudern geraten war, mit einem Pkw kollidierte und die Mittelleitplanke durchbrach. Drei Pkw-Insassen, darunter zwei Kinder, sowie der Lkw-Fahrer wurden verletzt. Auf der Gegenfahrbahn stießen zwei Autos mit der nun in die Fahrspur ragenden Mittelschutzplanke zusammen. Am Dienstag hatte es bis zum Nachmittag insgesamt 257 Unfälle mit 16 Verletzten in Brandenburg gegeben.

Dass man in den Nachrichten oft den Satz hörte, „Stau oder stockender Verkehr wegen eines quer stehenden Lkws“, lag laut Polizei nicht nur an überhöhter Geschwindigkeit, sondern auch daran, dass Winterreifen nur für die Antriebsachse des Lkw vorgeschrieben sind. „Wenn der einen langen und schweren Anhänger hinter sich hat, hilft das wenig“, sagt der Chef des brandenburgischen Landesbetriebs Straßenwesen, Hans-Reinhard Reuter.

Er kritisiert außerdem, dass es oft zu lange dauere, bis ein Unfall aufgenommen sei und die Bergung beginne. „Manche Fahrer bestehen darauf, einen Abschlepp- beziehungsweise Bergungsdienst ihrer Wahl zu rufen, manchmal sogar im Ausland. Und das dauert.“ Reuter spricht vor allem von polnischen Lkw-Fahrern, die, solange sie noch in Grenznähe sind, oft versuchen, lieber eine Bergungsfirma aus dem polnischen Slubice zu engagieren, als ein teureres deutsches Unternehmen. „Das kann aber nur im Osten des Landes möglich sein“, sagt Rudi Sonntag vom Polizeipräsidium Potsdam. „Die Polizei hat da klare Richtlinien. Wenn der vom Fahrer vorgeschlagene Bergungsdienst zu weit weg ist und zu lange bis zum Unfallort braucht, schlagen wir vor, die seit Juli dieses Jahres bestehende Abschleppzentrale Berlin-Brandenburg zu kontaktieren. Lehnt das der Fahrer ab, wird eine polizeiliche Sicherstellung veranlasst.“ Letzteres sei immer der Fall, wenn Menschenleben in Gefahr seien, sagt Sonntag. Dass es oft lange dauere, bis sich ein Stau nach einem Lkw-Unfall auflöse, liege manchmal auch an der Ladung, die geborgen werden müsse. Beispielsweise gefrorenes Bier zu entsorgen, sei bei Minusgraden nicht so einfach.

Polizeigewerkschaftssprecher Werner fordert dennoch ein Tempolimit von 50 Stundenkilometern und ein Überholverbot für Lkw, falls Eis und Schnee zurückkehren: „Gerade jetzt vor den Feiertagen wollen Familien in den Urlaub fahren und nicht mit den Kindern auf gesperrten Autobahnen festsitzen.““ (mit dapd)

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