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Berlin: Verkehrskontrollen: Griff zur Waffe

Die Hemmschwelle sinkt, der Griff zur Waffe scheint manchmal ebenso schnell und routinemäßig zu erfolgen wie der zum Funktelefon. Acht Polizsten wurden bundesweit im vergangenen Jahr getötet.

Die Hemmschwelle sinkt, der Griff zur Waffe scheint manchmal ebenso schnell und routinemäßig zu erfolgen wie der zum Funktelefon. Acht Polizsten wurden bundesweit im vergangenen Jahr getötet. Erschossen oder von Autofahrern überrollt. In Berlin wurde im vergangenen Jahr ein Feuerwehrsanitäter von einem Mann angeschossen, der unter Drogen stand und einem Polizisten die Waffe aus der Tasche gerissen hatte.

Gegen solche Einzelfälle hilft natürlich auch die Empfehlung der Innenminister nicht, Polizisten sollten bei Verkehrskontrolle die Hand an der gesicherten Waffe halten. In Berlin wurde zuletzt 1996 ein Polizist bei einer Verkehrskontrolle getötet. Ein betrunkener Autofahrer schoss in Marzahn auf den ahnungslosen Hauptmeister Volker Reitz und dessen beiden Kollegen, als diese den Wartburgfahrer auf der Rhinstraße kontrollieren wollten.

Ein Jahr zuvor war auf der Forster Straße in Kreuzberg ein 36-jähriger Polizist angeschossen worden. Der Beamte vom Abschnitt 53 war in den frühen Morgenstunden des 23. April 1995 in Richtung Görlitzer Park unterwegs. Vor dem Funkwagen "schlängelte" sich ein Ford Escort die Straße entlang. Kaum hatten die beiden Streifenpolizisten den Wagen gestoppt, stieg der Fahrer aus, zog eine Pistole und schoss zweimal. Der 36-Jährige sackte zusammen. Er hatte Glück im Unglück - es war lediglich ein Streifschuss, der ihn am Oberschenkel getroffen hatte.

Vor genau vier Jahren starb ein 34-jähriger Autobahnpolizist bei Hornbek in Schleswig-Holstein. Er kontrollierte mit einem Kollegen auf der Autobahn Hamburg-Berlin einen verdächtigen Autofahrer. Während der Führerscheinkontrolle holte der Mann plötzlich eine großkalibrige Schrotflinte hervor und schoss. Der 34-jährige Beamte wurde tödlich getroffen, sein Kollege schwer verletzt.

Einen Monat später tötete der Berliner Rechtsextremist Kay Diesner ebenfalls mit einer Schrotflinte und gleichfalls an der Autobahn Berlin-Hamburg einen Polizisten und verletzte einen zweiten Beamten. Auch diese wollten ihn kontrollieren. Wenige Tage zuvor hatte Diesner in Berlin-Marzahn den Buchhändler Klaus Baltruschat mit der Schrotflinte niedergeschossen und lebensgefährlich verletzt.

Mitte Juni vergangenen Jahres tötete ein Amokfahrer in Dortmund und Waltrop (Nordrhein-Westfalen) drei Polizisten. Anschließend erschoss sich der Täter. Ausgelöst wurde die Bluttat am Morgen des 14. Juni 2000 in Dortmund. Eine Polizeistreife stoppte den Wagen des 31-Jährigen, weil dieser nicht angeschnallt war. Der Fahrer schoss dem Polizisten in den Kopf. Er starb noch am Tatort. Seine Kollegin überlebte schwer verletzt. Der Täter floh, konnte kurz darauf gestellt werden, schoss sicher aber erneut den Weg frei. Als Polizisten ihn in Waltrop (Kreis Recklinghausen) stoppen wollten, feuerte der Täter aus dem fahrenden Auto heraus und traf eine 34-jährige Polizistin und deren 35 Jahre alten Kollegen tödlich. Der Täter war ohne Führerschein unterwegs, der war ihm bereits im April desselben Jahres abgenommen worden.

Viel häufiger als Pistolen wird allerdings das Auto als Waffe eingesetzt, wenn nämlich Autofahrer auf Polizisten zufahren, die sie stoppen wollen.

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