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Besonders für Radfahrer ist es auf Berlins Straßen gefährlich.

© dpa

Verkehrsunfälle: Neues Sicherheitskonzept soll Fußgänger und Radler schützen

Die offiziellen Zahlen sind noch nicht bekannt, aber schon jetzt ist klar: Im vergangenen Jahr gab es einen deutlichen Anstieg bei der Zahl der Schwerverletzten auf Berlins Straßen, besonders Radfahrer leben hier gefährlich. Die Polizei legt ein neues Sicherheitsprogramm auf.

Der Senat will im Jahr 2013 mit einem neuen Verkehrssicherheitsprogramm die Zahl der Getöteten und Schwerverletzten verringern – denn das erste Sicherheitsprogramm ist gescheitert. 2005 war die Vorgabe formuliert worden, dass die Zahl der tödlichen und schweren Unfälle von 2004 bis 2010 um 30 Prozent gesenkt werden soll. Laut der Statistik der Polizei sank zwar die Zahl der Getöteten in dieser Zeit von 71 auf 44. Die Zahl der Schwerverletzten verringerte sich in diesen sechs Jahren aber kaum. Und im Jahr 2011 stieg die Zahl der Schwerverletzten schlagartig um 18 Prozent wieder an. Und dem Vernehmen nach gab es im abgelaufenen Jahr einen weiteren Anstieg, deutlich vor allem bei Radfahrern. Offizielle Zahlen will die Polizei im Februar vorlegen.

Noch im ersten Halbjahr will der Senat das neue, bis 2020 gültige Programm verabschieden. Folgende Ziele werden dort formuliert: Die Verkehrserziehung in den Schulen soll deutlich erhöht werden. Wie es hieß, hatte sich die Schulverwaltung lange dagegen gewehrt, weil dazu mehr Lehrerstellen benötigt werden. Die Polizei soll die Überwachung der Infrastruktur der Radler und Fußgänger intensivieren. Dies wird erleichtert durch eine Änderung der Straßenverkehrsordnung, die im April in Kraft treten wird. Künftig soll die Polizei auf zugeparkten Radspuren einschreiten, weil dies künftig automatisch als Gefährdung gewertet wird. Bislang ist dies Sache der Ordnungsämter, die jedoch wegen Personalmangels nicht tätig wurden. Seit Jahren kritisiert der ADFC, dass vor allem Radspuren in Einkaufsgegenden missbraucht werden, zum Beispiel in der Westfälischen Straße und der Schlüterstraße in der westlichen City.

Bei der Polizei gibt es den Plan, eine eigene Fahrradstaffel aufzustellen. Diese Beamten sollen ausschließlich mit dem Rad unterwegs sein. Als Vorbild wird Hamburg genannt. Ganz allgemein wird im neuen Sicherheitspaket formuliert, dass die Verkehrsmoral stark verbesserungsbedürftig ist, mit Kampagnen soll um mehr Rücksicht geworben werden.

Auffallend ist, dass seit mehreren Jahren etwa 70 Prozent aller Verkehrstoten zu den sogenannten „Schwächsten“ gehören, also Radfahrern und Fußgängern. Von den bislang 42 Verkehrsopfern im Jahr 2012 starben 17 als Fußgänger, 15 als Radfahrer, sieben als Motorradfahrer und drei als Autofahrer. Allerdings erfasst die Unfallstatistik auch Menschen, die innerhalb von 30 Tagen nach einem Unfall an ihren Verletzungen sterben. Da ein Obduktionsergebnis eines vor zwei Wochen vom Auto erfassten Fußgängers noch aussteht und ein Radfahrer immer noch nach einem Unfall Ende Dezember mit dem Leben ringt, könnte sich die offizielle Zahl noch auf 44 erhöhen.

Dass die Zahl der getöteten Fußgänger – 2011 waren es noch 29 – so stark auf 17 gesunken ist, sei Zufall, sagen Experten. 2012 hat es noch stärker als jemals zuvor ganz besonders schwache getroffen: Senioren. Von den 17 getöteten Fußgängern waren zehn älter als 70 Jahre.

Am Neujahrstag erlitt eine 77-Jährige schwerste Kopfverletzungen, meldete die Polizei am Mittwoch. Sie wollte bei grüner Fußgängerampel die Kantstraße überqueren und wurde von einem Auto erfasst. Um die Sicherheit für Fußgänger zu erhöhen, blinkt an sechs Berliner Kreuzungen seit kurzem das grüne oder rote Ampellicht zur Warnung.

Die Pläne der Behörden:

Blinkende Ampeln:

Seit einigen Wochen blinkt es an sechs Kreuzungen, um Fußgänger sicherer über die Fahrbahn zu leiten: Lewisham- / Kaiser-Friedrich-Straße, Französische / Charlottenstraße und Jannowitzbrücke (grünes Blinken) sowie Lüneburger / Paulstraße, Straße des 17. Juni / Yitzhak-Rabin-Straße sowie Lietzenburger / Joachimstaler Straße (rotes Blinken).

Radspuren:

Auch in diesem Jahr werden neue Radspuren auf der Fahrbahn markiert: Warschauer Straße, Müllerstraße, Turmstraße, Stülerstraße, Sömmeringstraße, Klosterbuschweg und Gartenfelder Straße. Derzeit gibt es etwa 160 Kilometer Radspuren, die von der Polizei, dem ADFC und dem Senat gleichermaßen als besonders sicher eingestuft werden.

Streife fahren:

Im Präsidium gibt es den Plan, eine eigene Fahrradstaffel aufzustellen. Diese Beamten sollen ausschließlich per Rad Streife fahren. Sie sollen vor allem Verstöße von Radfahrern und gefährliches Verhalten von Autofahrern ahnden. Zwar gibt es in Berlin bereits seit Jahren Diensträder, diese werden jedoch faktisch nicht benutzt

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