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Berlin: Verkehrsverbund will Bahnsteigsperren

Zugangskontrollen sollen Sicherheit erhöhen und Vandalismus eindämmen. BVG und Bahn AG lehnen ab. Personalabbau geht weiter

Saubere Bahnhöfe und Züge sowie sich sicher fühlende Fahrgäste: Um dies zu erreichen, müssten Sperren an den Bahnhöfen der U- und S-Bahn eingerichtet werden, ist der Geschäftsführer des Verkehrsverbundes Berlin-Brandenburg (VBB), Hans-Werner Franz, überzeugt. Der Nahverkehr in Berlin dürfe nicht „verlottern“. Die BVG und die S-Bahn lehnen Zugangssperren jedoch weiter ab. Das Umrüsten der Stationen sei zu teuer, argumentieren die Verkehrsunternehmen.

Hier kontert Franz. „Sperren sind auf Dauer hochwirtschaftlich“, ist er überzeugt. Die Zahl der Schwarzfahrer gehe ebenso zurück wie die Anzahl der Schäden durch Schmierereien und Vandalismus. Die Zahl der Fahrgäste dagegen steige, weil die Fahrt subjektiv sicher werde. Das sogenannte geschlossene System mit Sperren sei so erfolgreich, dass es in London von einem Unternehmen auf eigene Kosten in der U-Bahn installiert werde, so Franz. Den Mehrerlös bei den Einnahmen erhält die Firma, bis die Anlagen refinanziert sind. Danach werden die Verkehrsbetriebe Eigentümer.

Das Londoner Modell sei auf Berlin nicht übertragbar, widerspricht BVG- Sprecher Klaus Wazlak. Zudem würden die Fahrgäste, die den freien Zugang gewohnt sind, Sperren nicht akzeptieren. Diese gab es allerdings bereits in der Vergangenheit. Damals mussten die Fahrgäste ihre Fahrscheine einem Mitarbeiter zeigen, der in einem Häuschen saß, „Wanne“ genannt. Die S-Bahn gab die Zugangskontrolle erst in den 70er Jahren auf. Überall in Europa gebe es geschlossene Systeme oder sie würden eingeführt, sagte Franz. Holland führe es landesweit ein. Während alle Ballungsräume in Europa in den Nahverkehr investierten, kürze man in Deutschland die Zuschüsse, kritisierte Hans-Werner Franz.

BVG und S-Bahn lehnen die Sperren auch ab, weil zur Überwachung und für Hilfeleistungen weiter Personal erforderlich ist. Mitarbeiter soll es auch weiter geben, forderte Franz. In Amsterdam gebe es in jeder Straßenbahn einen Mitarbeiter, der Fahrscheine kontrolliere. Franz ist dagegen, dass die S-Bahn,wie schon vor langem angekündigt, ihr Personal von den meisten Bahnhöfen abziehen will. Von 165 Stationen bleiben, wie berichtet, nur noch 21 ständig besetzt. Insgesamt sollen etwa 860 Stellen wegfallen.

„Man darf nicht alles machen, was technisch möglich ist, nur um Kosten zu sparen“, so Franz weiter. Zudem sei zweifelhaft, ob auf Dauer wirklich Geld gespart werde. Die BVG hat ihre Zugabfertiger bereits vor Jahren von den Bahnhöfen abgezogen. Dies führt dazu, dass selbst in der Betriebsruhe in der Nacht Stationen lange unverschlossen bleiben. Der mobile Schließdienst ist für etwa 20 Bahnhöfe zuständig. Die offenen Tore laden Schmierer und Vandalen geradezu ein, die Schäden gehen in die Millionen.

Auch nachdem die Polizei die gemeinsamen Streifen mit BVG-Mitarbeitern in der U-Bahn aufgegeben habe, sei die Kriminalitätsrate spürbar gestiegen, bestätigte ein BVG-Mitarbeiter.

Gegen ertappte Täter müsse man mit „Null-Toleranz“ vorgehen, forderte Franz zudem. Hier sei auch die Justiz gefragt. 2005 führten 476 Ermittlungsverfahren bei U- und Straßenbahn zu lediglich 64 Verurteilungen.

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