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Droht der S-Bahn neues Ungemach?

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Verkehrsvertrag noch immer nicht ausgeschrieben: Der Bahn läuft die Zeit davon

Allmählich wird die Zeit knapp für einen reibungslosen Übergang, wenn der Verkehrsvertrag für die S-Bahn ausläuft. Ganz unschuldig ist die Landesregierung daran nicht.

Bei der Bahn glaubt man offenbar nicht mehr, dass der 2017 auslaufende Verkehrsvertrag für die S-Bahn so rechtzeitig ausgeschrieben wird, dass ein reibungsloser Übergang gewährleistet ist – egal, wer das Netz künftig betreibt. Wie es aus der Konzernspitze heißt, sei die Zeit inzwischen zu weit fortgeschritten, um noch bis 2017 die benötigten Fahrzeuge zu konstruieren und zu bauen.

Verwiesen wird darauf, dass allein die Konstruktion und die Zulassung neuer Fahrzeuge und auch einzelner Komponenten mindestens vier Jahre dauere. Der Senat selbst hat ursprünglich sogar mit fünfeinhalb Jahren gerechnet. Bisher gibt es aber nicht einmal Konstruktionspläne für ein neues Fahrzeug. Knapp 200 Doppelwagen müsste ein neuer Betreiber anschaffen, wenn er, wie bisher vorgesehen, den Betrieb auf dem Ring und den südöstlichen Zulaufstrecken übernehmen sollte. Auch die S-Bahn plant für einen Weiterbetrieb den Einsatz neuer Fahrzeuge, um ein teures Umrüsten der älteren Baureihen 480 und 485 auf eine neue Signal- und Funktechnik zu vermeiden.

Derzeit aber sei weder klar, wie die Ausschreibung aussehe und ob das gesamte Netz oder jeweils einzelne Teile, etwa der S-Bahn-Ring, ausgeschrieben werde, kritisiert man in der Konzernspitze. Außerdem habe sich die Landesregierung noch nicht festgelegt, welche Anforderungen sie an eine neue Fahrzeuggeneration stelle. Nötig sei auf jeden Fall eine neue Konstruktion, weil die Berliner S-Bahn mit ihrem technischen System einzigartig sei, was auch besondere Fahrzeugkonstruktionen erfordere. Weitere Zeitverzögerungen könne es auch durch die schon bekannt gewordenen weitgehenden Ausstattungswünsche der Berliner Landesregierung geben. Nach Tagesspiegel-Informationen ist die Wunschliste so umfangreich, dass man in der Industrie bereits lästert, damit würde der Einbau von goldenen Griffen auch nicht mehr auffallen.

Aus der Leitungsebene der Bahn wird darauf verwiesen, dass der Senat ursprünglich betont hatte, dass eine Ausschreibung spätestens Anfang 2011 erfolgen müsse, damit Bewerber rechtzeitig mit der Fahrzeug-Produktion beginnen könnten. Die Bahn werde in jedem Fall darum kämpfen, die S-Bahn weiter zu betreiben. Schließlich modernisiere der Konzern derzeit mit Hunderten von Millionen Euro den Betrieb und arbeite die Versäumnisse der Vergangenheit auf.

In der Bahn richtet man sich offenbar auch schon darauf ein, dass bis 2017 auch für sie keine neuen Fahrzeuge zur Verfügung stehen werden. Als Szenario könnte dann gelten, mit dem Land Berlin eine Vertragsverlängerung um zwei Jahre auszuhandeln. In dieser Zeit sollen dann weiter die alten Fahrzeuge eingesetzt werden – zur Not nach einem aufwendigen Umbau, den sich die S-Bahn vom Land bezahlen ließe. Bisher soll die S-Bahn im Jahr 2017 knapp 265 Millionen Euro als Zuschuss vom Land erhalten. Das Geld dafür kommt vom Bund.

Von der Verkehrsverwaltung gibt es bisher keine Stellungnahme.

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