zum Hauptinhalt

Verlassenes Hochhaus: Steglitzer Kreisel soll bis Ende 2014 saniert werden

Der Steglitzer Kreisel steht seit zwei Jahren leer. Nun wollen zwei Interessenten das Hochhaus kaufen. Die FDP fordert eine Abgabe im gegenwärtigen Zustand.

Verlassen ist es, schwarz, 119 Meter und 25 Stockwerke hoch – das Hochhaus mit dem schwungvollen Namen „Steglitzer Kreisel“ steht seit zwei Jahren leer. Im Januar soll endlich die Asbestsanierung beginnen. Rund 31 Millionen Euro sollen Ausbau und Beseitigung des giftigen Baustoffs kosten, 2,6 Millionen Euro davon kostet allein die Planung. Dies geht aus einem vertraulichen Brief hervor, den Finanzsenator Ulrich Nussbaum (parteilos, für SPD) und der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) unterzeichnet haben. Die FDP forderte deshalb nun einen Verkauf im unsanierten Zustand.

Denn auch diese Alternative steht dem Senat wohl offen. Auf der internationalen Immobilienmesse in Cannes, wo das Hochhaus feilgeboten wurde, fanden sich sechs Interessenten an dem früheren Dienstsitz der Bezirksverwaltung Steglitz-Zehlendorf. Zwei der möglichen Erwerber werden von der Senatsverwaltung für Finanzen auch heute noch ein „nachhaltiges Interesse“ bescheinigt.

Der Nachteil an einem Verkauf des Hochhauses im unsanierten Zustand: Der Steglitzer Kreisel würde einen „negativen Kaufpreis“ erzielen. Anders ausgedrückt: Dem Käufer würde nicht nur der Turm, sondern auch noch einige Millionen als „Mitgift“ übergeben – zur Beseitigung von Baugift in der Altlast.

Für die FDP ist dies trotzdem die bessere Alternative: „Es ist kein Spielraum im Haushalt für fast 32 Millionen Euro teure Entwicklungs-, Planungs- und Sanierungskosten“, sagt Christoph Meyer, Fraktionsvorsitzender der FDP. Er fordert den Verkauf des Objektes und dessen anschließende Sanierung unter Kostenbeteiligung des Landes. Dass rasch gehandelt werden muss, steht auch für den Haushälter der Grünen Jochen Esser außer Frage: „Wir müssen das Problem endlich lösen“. Laut Senatsverwaltung für Finanzen kostete die Bewirtschaftung des leer stehenden Turmes im vergangenen Jahr 1,19 Millionen Euro.

Esser zufolge hätte das Gebäude nie gebaut werden dürfen. Man zahle heute für die politische Korruption von damals. Der Steglitzer Kreisel wurde im Jahr 1968 nach Plänen der Architektin Sigrid Kressmann-Zschach begonnen. Die Baukosten explodierten, die Baufirma der Architektin ging pleite – und das Hochhaus wurde erst knapp zehn Jahre später durch den Bauträger Becker & Kries fertiggestellt, dem noch heute der gut vermietete Sockel des Komplexes gehört.

Für Esser ist der Steglitzer Kreisel heute noch Spielball der Politik: „Rot-Rot schiebt die Sanierung auf die lange Bank“, sagt er. Nach den gegenwärtigen Planungen kommen die großen Raten für die Sanierung erst in zwei Jahren auf den Landeshaushalt zu – „wenn Rot-Rot nicht mehr an der Regierung ist“, sagt Esser. In dieser Zeit drohten die Kaufinteressenten abzuspringen. Um dies zu verhindern, müssten Kaufverhandlungen sofort mit Hochdruck vorangetrieben werden.

Wie aus den Schreiben des Senats hervorgeht, will einer der Investoren das Hochhaus zu einem Wohngebäude umgestalten, der andere Büros in dem Turm unterbringen und diese an Firmen vermieten. Das Hochhaus verfügt über eine Fläche von rund 17 000 Quadratmetern.

Die Asbestsanierung soll von der landeseigenen Berliner Immobilien-Management (BIM) durchgeführt werden. Diese hatte dazu ein Gutachten bei der Gesellschaft für Ökologische Bautechnik eingeholt, wonach sich die Kosten auf 31,26 Millionen Euro belaufen. Der gegenwärtige Fahrplan des Senats sieht vor, dass der größte Teil der Arbeiten und der Kosten ab Juli des Jahres 2012 anfallen. Das fertiggestellte Gebäude soll im Dezember 2014 übergeben werden. Um diesen Terminplan einhalten zu können, müssten die Planungsarbeiten im Januar kommenden Jahres ausgeschrieben werden.

In den internen Schreiben des Senats werden auch die Chancen eines Verkaufs erst nach einer Sanierung in Eigenregie abgewogen: „Möglicherweise ergäbe sich daraus auch eine andere Wettbewerbssituation, die über Ausschreibung oder Bieterverfahren zu anderen Werten kommen könnte – angesichts der Marktsituation wäre das für eine Büronutzung eher hypothetisch“, heißt es aber. Ralf Schönball

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false