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Manfred Krug, Schauspieler, mit PAULA - Preis 2016 vom Progress-Filmverleih fuer sein Lebenswerk geehrt, Preisverleihung in der IHK in Berlin, zur 66. Berlinale, Internationale Filmfestspiele, Laudator Michael Mueller, RegBm, Copyright: DAVIDS/Sven Darmer, 14.02.2016

© DAVIDS/Sven Darmer

Verleihung des Paula-Filmpreises: Mensch, Manne!

Manfred Krug war Liebling Kreuzberg und Kommissar Stoever. Nun hat er in Berlin den Paula-Filmpreis für sein Schaffen erhalten. Die Laudatio hielt der Regierende Michael Müller.

Wahrscheinlich war es nur Zufall, aber für Manfred Krug ergab sich daraus eine Steilvorlage. Als er sich durch die Drehtür ins Ludwig-Erhard-Haus in der Fasanenstraße schiebt, lässt einer der Anwesenden vor Schreck ein Glas fallen. „Tschuldijung, wollt’ ich nich“, kommentiert Krug das in einer Trockenheit, die das verschüttete Wasser glatt aufsaugen könnte. Krug ist gekommen, um mal wieder einen Preis entgegenzunehmen. Der Progress-Filmverleih zeichnete Krug am Sonntag mit der „Paula“ aus. Der Verleiher verwaltet sämtliche Filmmaterialien der Defa, also im Grunde den gesamten Film- und Fernsehbestand der DDR. Und die „Paula“ ist gedacht für Künstler, die sich zuerst in der DDR und später um den gesamtdeutschen Film verdient gemacht haben.

Krug ist er der siebte Preisträger der "Paula"

Der Preis ist noch recht jung, Krug ist der siebte, der die nicht dotierte Auszeichnung entgegennehmen darf. Gestiftet wird der Preis von der IHK Berlin. Für Krug, der seine Paraderollen im knorrigen Anwalt in „Liebling Kreuzberg“ und im singenden „Tatort“-Kommissar Paul Stoever fand, ist die „Paula“ vielleicht nur eine weitere Trophäe in seinem vollen Schrank neben Goldener Kamera, Bayerischem Fernsehpreis, Grimme-Preisen und dem Bundesverdienstkreuz erster Klasse. In letzter Zeit ist es aber ruhig geworden um den 79-Jährigen, eine Herzklappen-Operation, zehn Jahre lang keine Auftritte. Es gehe ihm prima sagt er jetzt, auch wenn er schmal aussieht und etwas blass, als er den Saal betritt.

Er protestierte gegen die Ausbürgerung Wolf Biermanns

Die Aufregung um seine Person scheint nicht geheuer. Aufgeregt haben die Gäste ihre Seidenschals als Platzhalter missbraucht wie Pauschalurlauber ihre Handtücher am Pool von Palma. Jeder will unbedingt einen guten Platz erwischen. Seide als Frottee der Kulturschaffenden. Krug dagegen sitzt beinahe teilnahmslos in der ersten Reihe. Erst als Berlinale-Chef Dieter Kosslick per Videobotschaft von der gemeinsamen Leidenschaft für das Sammeln von Blechdosen erzählt, regt sich etwas im Gesicht des Schauspielers. Die Laudatio auf den 79-Jährigen hält der Regierende und Kultursenator Michael Müller höchstselbst, betont besonders die politische Rolle Krugs. 1976 unterzeichnete der eine Petition, die sich gegen die Ausbürgerung des Liedermachers Wolf Biermann aus der DDR richtete. Als Folge erhielt er ein Teilberufsverbot, faktisch war Krug dadurch sechs Monate lang arbeitslos – eine Situation, die es in der DDR so eigentlich nicht gegeben habe, sagt Müller.

Der Regierende zeigt sich beeindruckt von Krugs politischem Engagement

Krug stellte schließlich einen Ausreiseantrag, 1977 ging er mit seiner Familie nach Westberlin. Einer solchen moralischen Prüfung habe man sich im Westen nie unterziehen müssen, sagt Müller, der in Tempelhof geboren wurde. „Ihre Haltung imponiert mir.“ Von so viel Ehrfurcht zeigt sich sogar der sonst so lässige Schauspieler gerührt: „Eine solche Laudatio habe ich noch nie gehört, jedenfalls nicht über mich“, sagt er. „Wenn ich jetzt nicht glücklich wäre, könnte mir wohl keiner mehr helfen.“ Lange Reden hält er trotzdem lieber nicht. Das überlässt er lieber anderen.

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