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Berlin: Verliebt in den Halbmond: Türken feierten mit Fahnen

Kein MarkenT-Shirt, kein modisches Top: Kübra trägt am Sonnabend auf der Straße des 17. Juni die türkische Flagge am ganzen Körper spazieren.

Kein MarkenT-Shirt, kein modisches Top: Kübra trägt am Sonnabend auf der Straße des 17. Juni die türkische Flagge am ganzen Körper spazieren. Wie eine Schleppe flattert das rubinrote Tuch mit dem weißen Halbmond und Stern an ihrem Rücken, auch Hose und Bluse sind national eingefärbt. Und das nicht nur bei der 18-jährigen Kreuzberger Gymnasiastin. Tausende Berliner Türken jeden Alters haben sich ganz ähnlich in ihre Fahne gehüllt und tragen sie zusätzlich in der Hand.

Sie begehen keinen türkischen Nationalfeiertag, wie deutsche Passanten vermuten, sondern bummeln über die größte türkische Open-Air-Meile Europas – das „Türkisch-Europäische Kulturfest“. Vor vier Jahren wurde es von der Türkischen Gemeinde und etlichen Unterstützern erstmals organisiert, weil 40 Jahre zuvor die ersten „Gastarbeiter“ aus ihrer Heimat nach Deutschland gekommen waren.

Das Fest soll multikulturell sein, „völkerverbindend“, wie die Veranstalter betonen, doch am Sonnabend war es eher ein Vergnügen von Türken für Türken – mit zwei Showbühnen, Karussells und Kebapbuden. Deutsche Besucher gab es so wenige wie Bratwurstverkäufer, deutsche Fahnen dagegen häufiger, meistens getragen von junge Türken, beispielsweise von der Anatolian Dance Company Charlottenburg. Sie wollten zeigen, „dass wir uns hier zuhause fühlen“.

Misstrauisch beäugt wurden sie deshalb nicht. Viele ihrer Landsleute, die mit dem Halbmond auf T-Shirts und Kopfbändern, Basecaps oder Rucksäcken feierten, wollten sich mit ihrem Nationalsymbol nicht abgrenzen. „Aber wir sind halt in unsere Fahne und in unser Land verliebt“, sagt Gymniastin Kübra. CS

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