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Berlin: Vermittlungsmethoden: Wie Sozialhilfeempfänger zu einer Festanstellung kommen

Die Vermittlung von Sozialhilfeempfängern in feste Arbeitsverhältnisse funktioniert am besten, wenn die Betroffenen und die Arbeitgeber über Monate hinweg betreut werden. Dagegen ist der dauerhafte Nutzen von Lohnkostenzuschüssen gering, weil viele Firmen den Mitarbeitern nach dem Ende der maximal einjährigen Zahlungen kündigen.

Die Vermittlung von Sozialhilfeempfängern in feste Arbeitsverhältnisse funktioniert am besten, wenn die Betroffenen und die Arbeitgeber über Monate hinweg betreut werden. Dagegen ist der dauerhafte Nutzen von Lohnkostenzuschüssen gering, weil viele Firmen den Mitarbeitern nach dem Ende der maximal einjährigen Zahlungen kündigen. Das zeigt eine Studie, die Charlottenburg-Wilmersdorfs Gesundheitsstadträtin Martina Schmiedhofer (Grüne) gestern vorstellte. Beamte der Sozialbehörde hatten 158 Ex-Klienten befragt, ob sie nach einem Jahr noch einen Arbeitsplatz besitzen.

32 Prozent blieben im selben Betrieb tätig. Weitere neun Prozent wechselten von sich aus zu anderen Arbeitgebern. Die "dauerhafte Eingliederung in den ersten Arbeitsmarkt" gelang also zu insgesamt 41 Prozent. Den größten Erfolg erzielte die niederländische Firma "Maatwerk". 35,6 Prozent der von ihr vermittelten Menschen behielten den ursprünglichen Job. Schlechter schnitten zwei Lohnkostenzuschuss-Programme ab (eines mit beruflicher Bildung, das andere ohne). Die Weiterbeschäftigungsquoten betragen dort 30,3 und 26,3 Prozent. Laut Stadträtin Schmiedhofer nutzen Betriebe gezielt aus, "dass wir die Arbeitsplätze bezahlen". Für die Ex-Sozialhilfeempfänger bringe das jedoch "keine Perspektive". Deshalb habe man den Zuschuss auf höchstens 80 Prozent der Lohnkosten gesenkt.

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Die Studie bezieht sich allein auf Wilmersdorf, denn dort startete 1998 das stadtweit erste "Maatwerk"-Projekt. Charlottenburg folgte erst im Juli 2000. Obwohl Wilmersdorf für 240 Vermittlungen 1,6 Millionen Mark Honorar zahlte, wurden letztlich zwei Millionen Mark gespart, da Sozialhilfeleistungen entfielen. Im neuen Großbezirk liegt die Ersparnis bei etwa 140 000 Mark pro Monat. "Maatwerk" ist nun auch in Neukölln, Reinickendorf und Tempelhof-Schöneberg aktiv. Martina Schmiedhofer lobt, dass "die Klienten nicht alleine gelassen werden". Die Firma frage regelmäßig beim Arbeitgeber und -nehmer nach, bei Konflikten habe sie eine "Moderatorenfunktion". Ihr Honorar von 7000 Mark bekommt die Agentur nur, wenn das Arbeitsverhältnis länger als ein halbes Jahr lang besteht.

Die Studie trägt zu einem neuen "Steuerungsmodell" bei. Eine Erstberatungsstelle soll mehr Hilfesuchende noch vor dem Sozialhilfeantrag in feste Arbeitsverhältnisse vermitteln. Außerdem eröffnet im April eine Fachstelle "Soziale Hilfen & Arbeit" an der Wilmersdorfer Straße. Von den 20 000 Sozialhilfeempfängern in Charlottenburg-Wilmersdorf gelten 7200 als erwerbsfähig.

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