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Berlin: Vermutlich Defekt am Zug - kein Fehler an der Trasse - Gleis bis Montag gesperrt

Nicht ein Schienenbruch sondern ein Fehler am Zug hat offensichtlich den neuen Neigetechnik-ICE auf der Stadtbahn entgleisen lassen. An der Trasse sei kein Fehler gefunden worden, sagte Bahnsprecherin Marlene Schwarz gestern.

Nicht ein Schienenbruch sondern ein Fehler am Zug hat offensichtlich den neuen Neigetechnik-ICE auf der Stadtbahn entgleisen lassen. An der Trasse sei kein Fehler gefunden worden, sagte Bahnsprecherin Marlene Schwarz gestern. Bis Montag soll das Fernbahngleis Richtung Osten gesperrt bleiben, weil die Schäden größer sind, als zunächst angenommen. Die meisten Züge werden deshalb bis dahin umgeleitet. Auch gestern standen wieder viele Reisende ratlos am Bahnhof Zoo und am Ostbahnhof. Zusätzlich eingesetztes Personal versuchte, die Fahrgäste zu den richtigen Bahnhöfen zu schicken - also nach Lichtenberg, Schöneweide, Schönefeld und anderen.

Die Berliner Firma Bombardier, die den ICE-T herstellt, bestätigte gestern, dass die Technik des neuen Zuges untersucht werde. Ergebnisse gebe es noch nicht. Bis zur Klärung wurden die elf ICE-T, die seit 1999 in Fahrt sind, von der Deutschen Bahn aus dem Verkehr gezogen. Der Zug war am Mittwochmittag bei einer Überführung ohne Fahrgäste von Grunewald nach Rummelsburg auf der Brücke über den Humboldthafen entgleist. Die Neigetechnik war ausgeschaltet. Bahnsprecher Martin Katz sagte, eine etwa zehnköpfige Expertenkommission von Bahn und der beteiligten Unternehmen Bombardier, Siemens und Fiat untersuche den entgleisten Zug im Berliner ICE-Werk Rummelsburg. Die Ergebnisse sollen heute gemeinsam mit Fachleuten des Eisenbahn-Bundesamtes (EBA) bewertet werden. Die Deutsche Bahn hatte nach dem Unfall sofort das EBA, die technische Aufsichtsbehörde der Bahn, informiert.

Wie berichtet, liegen wegen des Baus des neuen Lehrter Bahnhofs auf einigen hundert Metern noch alte Schienen. Dieser Abschnitt wird im kommenden Jahr abgerissen. Die grundsanierte Stadtbahn wird mit einer provisorischen Konstruktion auf die alte Trasse geführt, dabei muss etwa ein Meter Höhe überwunden werden, zudem liegt der Abschnitt im Bogen. Wegen dieser außergewöhnlichen Führung müssen die Züge dort auf Tempo 30 abbremsen. Ob der entgleiste Zug diese Tempovorgabe eingehalten hatte, war gestern noch nicht sicher.

Bislang hat es an diesem Provisorium auf der extrem stark befahrenen Trasse noch keine Probleme gegeben. An der Unfallstelle werden jetzt etwa 200 beschädigte Schwellen ausgetauscht. Bei diesen Brückenschwellen handelt es sich quasi um Unikate, die einzeln angefertigt werden müssen. Deshalb dauert die Reparatur so lange. Auf dem unbeschädigten Gleis wurde das Tempo an der Baustelle auf 10 km/h gesenkt.

Bis Montag fahren nur die ICE von Berlin nach Köln/Bonn sowie die Interregios Bremen-Berlin-Cottbus und Frankfurt/Main-Berlin-Stralsund über die Satdtbahn. Alle fünf RE-Linien werden in zwei Äste geteilt, die Züge enden auf verschiedenen Bahnhöfen. Fahrgäste werden gebeten, auf die S-Bahn umzusteigen. Die IC, EC und die anderen ICE werden umgeleitet oder enden schon am Zoo. Alle Details erfahren Reisende bei der kostenfreien Auskunft der DB unter 0130 / 739559. Bis Montag ist zudem der Gepäckträgerdienst am Bahnhof Zoo gratis.

Mit dem Fahrplanwechsel Ende Mai sollen 40 ICE-T eingesetzt werden, dann auch zur Expo nach Hannover. Insgesamt hat die Bahn 43 dieser Züge bestellt. Drei Zugpaare täglich verkehrten bislang zwischen Berlin und Düsseldorf, eins zwischen Berlin und München. Auf diesen Strecken werden seit gestern Ersatzzüge eingesetzt, die laut Bahn Verspätungen bis zehn Minuten einfuhren. Derzeit ist der Clou des Zuges, die Neigetechnik, mit der sich der Zug wie ein Motorradfahrer in die Kurve legen kann, ausgeschaltet auf der Fahrt nach München und Düsseldorf.

Krug und Bahnsprecher Martin Katz konnten Gerüchte aus Bahnkreisen weder bestätigen noch dementieren, nach denen die Neigetechnik in einer Kurve versagt haben soll.

Der 230 Stundenkilometer schnelle Zug spielt seine Vorteile vor allem auf kurvigen Strecken aus. Der ICE-T legt sich wie ein Motorradfahrer in die Kurven, was eine höhere Geschwindigkeit erlaubt. Neigetechnik und Drehgestelle des Zuges stammen von Fiat, dessen hydraulische "Pendolino"-Technik seit vielen Jahren bewährt ist; für Antrieb und Elektrik zeichnet Siemens verantwortlich; Bombardier, die frühere DWA, baut die Steuerwagen und einen Teil der Mittelwagen.

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