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© MDR

Veronica Ferres: Die Grenzgängerin

Gestern war Premiere des TV-Streifens "Die Frau vom Checkpoint Charlie". Veronica Ferres wurde ebenso erwartet wie ihr Filmvorbild.

Gebt mir meine Kinder zurück, steht auf dem Schild. Das hält Veronica Ferres vor sich, über Tage und Wochen. Ihre Kleidung wechselt, die Frisur ändert sich, die Forderung bleibt die selbe.

Der TV-Film „Die Frau vom Checkpoint Charlie“ erzählt die wahre Geschichte der DDR-Bürgerin Jutta Gallus, die es 1984 über Umwege in den Westen schaffte und dann jahrelang verzweifelt versuchte, ihre zwei Töchter nachzuholen. Unter anderem dadurch, dass sie wochenlang am Checkpoint Charlie in der Friedrichstraße stand und stets dasselbe Schild zu den DDR-Grenzern rüberhielt.

Veronica Ferres spielt im Film die Hauptrolle. Ende des Monats läuft er im Fernsehen, gestern Abend sollte der Streifen vorab geladenen Gästen im Kino International in der Karl-Marx-Allee gezeigt werden – in Anwesenheit der Hauptdarstellerin, des Regisseurs und dem Rest des Teams. Auch zehn Tagesspiegel-Leser durften dabei sein, sie hatten am Wochenende bei einer Verlosung Karten gewonnen.

Ferres hatte die Geschichte noch gut in Erinnerung, als sie das Rollenangebot bekam. Sie hatte Jutta Gallus’ Schicksal damals in den Nachrichten verfolgt, viele Zeitungen berichteten monatelang über den Fall. Ursprünglich wollte Gallus mit ihren Töchtern illegal über die Grenze nach Rumänien flüchten und von dort weiter in den Westen. Der Plan flog auf, die Kinder kamen ins Heim, Jutta Gallus ins Gefängnis. Nach zwei Jahren kaufte sie die Bundesrepublik frei – ab dann versuchte die Frau, ihre Kinder nachzuholen. Sie trat in Hungerstreik, organisierte Petitionen, wandte sich an Papst Johannes Paul II. und sprach persönlich beim Außenminister der DDR vor. Aber erst durch ihr Ausharren vor dem Checkpoint Charlie bekam ihr Fall schließlich so viel Aufmerksamkeit, dass die Behörden im Osten dem Auswanderungsantrag der Töchter zustimmten.

Die Dreharbeiten wären viel leichter gewesen, wenn das Ganze nur eine ausgedachte Geschichte gewesen wäre, sagt Veronica Ferres. „Vor allem, weil ich Jutta Gallus und ihre Töchter kennen lernen durfte und vor dieser Frau enormen Respekt habe.“ Die Schauspielerin hatte Angst vor der „Verantwortung, den Kampf von Frau Gallus gebührend darzustellen“. Auch vor der gestrigen Premiere war Ferres nach eigenen Angaben etwas bange, schließlich wurde auch Gallus auf dem roten Teppich erwartet. „Und dann wird sie sagen: ,Mädchen, das hast du gut gemacht‘ oder eben nicht.“

Der Dreh fand letzten Sommer unter anderem in Berlin, Bukarest und Helsinki statt. Das Filmteam suchte einige Originalschauplätze auf, zum Beispiel das ehemaligen Frauengefängnis Schloss Hoheneck in Sachsen. „Schockierend“ habe der Ort auf sie gewirkt, erzählt Ferres. Die Schlüsselszenen des Films entstanden jedoch in Leipzig: Dort hatte der preisgekrönte Szenenbildner Lothar Holler den Checkpoint Charlie nachgebaut – samt amerikanischem Grenzhäuschen und DDR-Wachturm, die umstehenden Häuser der Friedrichstraße wurden nachträglich am Computer hinzugefügt. Lothar Holler weiß, wie originalgetreue Ost-Kulissen auszusehen haben: Er war auch schon für die Szenerien in „Sonnenallee“, „NVA“ und „Good Bye, Lenin“ verantwortlich. Und die Mimik der Hauptdarstellerin habe so authentisch gewirkt, sagt der Regisseur – man könnte den Spielfilm glatt für eine Dokumentation halten. Sebastian Leber

Der Film „Die Frau vom Checkpoint Charlie“ läuft am 28. September auf Arte, am 30. September und 1. Oktober wird er dann zweigeteilt in der ARD gezeigt.

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