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Berlin: Verspätungen bei der Bahn bis zum Abend Streikaktion am Morgen wirkte lange nach

Das große Chaos kam am Freitag nach dem Streikende bei der Bahn: Kurz nach 11.30 Uhr war der obere Bahnsteig für den Fernverkehr Richtung Westen im Hauptbahnhof so überfüllt, dass es kaum noch ein Durchkommen gab, vor allem nicht an den besonders engen Stellen vor dem Lichtschacht.

Das große Chaos kam am Freitag nach dem Streikende bei der Bahn: Kurz nach 11.30 Uhr war der obere Bahnsteig für den Fernverkehr Richtung Westen im Hauptbahnhof so überfüllt, dass es kaum noch ein Durchkommen gab, vor allem nicht an den besonders engen Stellen vor dem Lichtschacht. Niemand wollte die ersten Züge verpassen, die wieder ihre Fahrt aufnahmen. Im Regionalverkehr normalisierte sich der Betrieb bereits am Nachmittag, im Fernverkehr dagegen gab es bis zum Abend Verspätungen.

Während des Streiks von 8.30 Uhr bis 11.30 Uhr hatten die meisten der verhinderten Fahrgäste dagegen mehr oder weniger resigniert. „Was soll ich auch sonst machen außer warten“, sagte ein älterer Mann. Während im Hauptbahnhof weiter Leben war und vor allem die Gastronomiebetriebe starken Andrang hatten, blieb es auf den Bahnsteigen des Bahnhofs Zoo gegen 10 Uhr menschenleer. Nur ein Regionalexpress Richtung Eisenhüttenstadt stand verlassen am Bahnsteig. Ab und zu fuhr am Hauptbahnhof ein Zug ab. Für einige Fahrgäste sogar nach stundenlangem Warten noch zu früh. „Da kommt er schon“, sagte eine junge Frau bedauernd zu ihrem Begleiter, als der ICE nach Hamburg um 11.06 Uhr fast pünktlich ankam und um 11.12 Uhr pünktlich abfuhr. Mit dem Mann an Bord, von dem sich die Frau zuvor etwas traurig verabschiedet hatte.

Viele der anderen wartenden Fahrgäste saßen auf den Bänken oder auf dem kalten Fußboden; dagegen war der beheizte Wartebereich zeitweise völlig leer. Einige wärmten sich im Reisezentrum, wo die Schlange der Auskunftssuchenden nicht besonders lang war. Groß war der Andrang dagegen an den Service-Points an den Eingängen, die, anders als die beiden mehr oder weniger versteckten Reisezentren, nicht zu übersehen sind.

Einige Fahrgäste waren zum Bahnhof gefahren, obwohl sie wussten, dass gestreikt wird. „Die Hoffnung, dass doch ein Zug fährt, gibt man nicht auf. Und im schlimmsten Fall muss man eben warten. Das kann ich hier am besten“, sagte Konrad Wurst, der nach Stuttgart wollte. „Keine Ahnung, was hier los ist“, rief eine Frau dagegen beim Blick auf die Anzeigetafel in ihr Handy. „Hier steht nur, die Züge fallen aus oder haben 120 Minuten Verspätung“. Also ab in die Schlange vor dem Service-Point. Elvira Pahl aus Köln erfährt dort, dass sie wahrscheinlich in einer Stunde abfahren könne – ohne Sitzplatzgarantie. Die Frau wartet lieber länger, denn „fünf Stunden stehen kann ich nicht.“ Dagegen konnten Fahrgäste mit dem Ziel München nach dem Streikende zunächst aus vielen freien Plätzen wählen. Gleich drei Züge hintereinander machten sich auf den Weg nach Bayern.

Reichlich Platz gab es auch in vielen S-Bahnen, wo die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer dieses Mal auf einen Streik verzichtet hatte. Doch viele Fahrgäste hatten dem Frieden wohl nicht geglaubt und auch die S-Bahn gemieden. Beim nächsten Mal kann auch sie wieder bestreikt werden. Klaus Kurpjuweit

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