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Entspannt regieren. Zaubertinte erlaubt es, Entscheidungen erst mal zu testen.

© Zharastudio - Fotolia

Vertrag? Welcher Vertrag?: Entspannt regieren mit Zaubertinte

Der Koalitionspartner nervt? Sie werden die Flüchtlinge nicht los? Zaubertinte, die Ihre Unterschrift auf unliebsamen Verträgen von allein wieder verschwinden lässt, ist die Lösung. Ein Rezept für den Berliner Politikbetrieb.

Politiker haben es nicht leicht. Ständig Entscheidungen fällen, Verträge schließen – und hinterher wird man auch noch für die Folgen verantwortlich gemacht! Wer weiß im Vorhinein schon, ob Olympia in Berlin wirklich so eine gute Idee ist? Wer hätte ahnen können, was so ein Flughafen kosten kann? Wäre es nicht schöner, man könnte abwarten, ob die eigene Entscheidung wirklich so klug war, bevor man verbindlich seine Unterschrift unter Vereinbarungen setzt? Da haben wir genau das Richtige: Zaubertinte, die nach kurzer Zeit von selbst wieder verschwindet – das neue Gimmick für Politik-Entscheidungs-Vertager! (Von führenden Senatoren empfohlen)

Die Zutaten:

5 Milliliter Wasser

2 Tropfen Ammoniakwasser

10 Tropfen Phenolphthaleinlösung

1 Spatelspitze Phenolphthaleinpulver

(einfach im Chemiebaukasten gucken)

Und so funktioniert’s:

Man gebe das Wasser in ein Reagenzglas und mische es mit dem Ammoniakwasser (Pipette benutzen!). Die Phenolphthaleinlösung beimischen, erst dann das Pulver. Nicht zu viel und nicht zu wenig – es sorgt für eine kräftige Farbe und eine entschlossen wirkende Unterschrift. Das Gemisch durchschütteln und mit einer Spritze in eine ausgewaschene Tintenpatrone injizieren. Ab in den Füllfederhalter – und los. Die Anwendungsbereiche sind vielfältig:

Das Private

Wer viel und oft regiert, möchte seinen Nachwuchs in der Zwischenzeit in besten Händen wissen. Doch gute Berliner Kitas sind völlig überlaufen, da heißt es bei Möglichkeiten schnell zugreifen. Doch wer garantiert einem, dass es den Sprösslingen auch gefällt? Zaubertinte ist die Lösung. So kann man sich zunächst einen Platz sichern. Stellt der Kleine dann am Eingewöhnungstag fest, dass das Spielzeugangebot Mist ist, einfach die Kita wechseln. Vertrag? Welcher Vertrag?

Die Koalition

Wie es oft so ist: Man will unbedingt mitregieren, aber der doofe Seniorpartner schreibt einem diese doofe Rekommunalisierung in den Koalitionsvertrag. Soll daran etwa die politische Karriere als Senator scheitern? Nicht doch! Einfach mit Zaubertinte unterschreiben. Die Genossen sind zufrieden, und wenn die Unterschrift erst verblasst ist, muss man sich die Rekommunalisierung auch nicht mit teuren Pseudo-Stadtwerken und parlamentarischen Finten vom Leib halten. Genial!

Das moralische Dilemma

Klopfen mal wieder verzweifelte Flüchtlinge an ihre Tür? Sie können/wollen Ihnen nicht helfen, und ohnehin kommt dieser ganze Asylkram bei Ihrer Wählerklientel nicht gut an? Mit der lustigen Zaubertinte können Sie den lästigen Flüchtlingen jetzt einfach irgendein „Einigungspapier“ vorlegen und die Situation souverän entschärfen. Bis sich jemand darauf beruft, ist die Tinte längst verblasst.

Der Clou: Sollte doch einmal eines Ihrer Projekte funktionieren: den Vertrag einfach mit Ammoniaklösung bestreichen. Es wird sein, als wäre Ihre Unterschrift nie weg gewesen!

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