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Vertreibungen: Berliner Ausstellung heizt Debatte an

Mit der Eröffnung der Ausstellung "Erzwungene Wege" über Vertreibungen in Europa ist die politische Debatte über das geplante "Zentrum gegen Vertreibung" neu entbrannt.

Berlin - In Unionsreihen wurde die Schau als ausgewogen gewürdigt und zum Anlass genommen, für das seit Jahren umstrittene Dokumentationszentrum zu werben. Der SDP-Bundestagsabgeordnete Markus Meckel sagte dagegen, die Bundesregierung lehne ein solches Zentrum ab. Initiator der Schau ist die vom Bund der Vertriebenen (BdV) gegründete Stiftung Zentrum gegen Vertreibung.

Nach Ansicht der Initiatoren stellt die Schau einen wichtigen Schritt in Richtung des geplanten Zentrums gegen Vertreibung dar. Stiftungsvorsitzende Erika Steinbach sagte unmittelbar vor der Ausstellungseröffnung am Donnerstag, der europäische Blickwinkel der Schau sei wichtig, um "sich dieser Thematik zu nähern". Das vom BdV geplante Zentrum gegen Vertreibung ist seit Jahren heftig umstritten. Vor allem in Polen und Tschechien wird befürchtet, dass Deutschland bei der Aufarbeitung der Vertreibungen die eigene Schuld relativieren will. Streit gibt es auch über den Standort eines solchen Zentrums. Der BdV hält an Berlin fest.

In der Schau im Kronprinzenpalais werden anhand von 280 Objekten aus 14 Nationen, Texten und Videostationen bis 29. Oktober auf 600 Quadratmetern Vertreibungsschicksale im 20. Jahrhundert aufgezeigt. Dokumentiert wird unter anderem der Völkermord an den Armeniern (1915/16), der "Bevölkerungsaustausch" von Griechen und Türken in Folge der Lausanner Verträge (1922/23), die Vertreibung der Juden in Europa ab 1933, die Vertreibung Deutscher am Ende des Zweiten Weltkrieges und die Vertreibungen im ehemaligen Jugoslawien in den 90er Jahren.

Gespaltene Reaktionen

Der SPD-Politiker Meckel betonte, der Bund der Vertriebenen komme als Träger eines Zentrums gegen Vertreibung nicht in Frage. Grundsätzlich müsse ein derartiges Vorhaben in öffentlicher Hand sein. Der BdV habe sich bei diesem Thema international "diskreditiert" und ein Zentrum gegen Vertreibungen "in Verruf" gebracht.

Der Vorsitzende der CDU/CSU-Bundestagsarbeitsgruppe der Vertriebenen, Flüchtlinge und Aussiedler, Jochen-Konrad Fromme, wertete die Ausstellung hingegen als "hervorragende Visitenkarte" für ein Zentrum gegen Vertreibung. Die ausgewogene Schau strafe alle Kritiker Lügen, die seit Jahren versuchten, die Stiftung Zentrum gegen Vertreibung in die "nationale Ecke" zu drängen. Der Parlamentarische Geschäftsführer der CSU-Landesgruppe im Bundestag, Hartmut Koschyk, wertete die Schau als einen "Akt der Aufklärung".

Zustimmung kam auch von den Liberalen. Der Kulturexperte der FDP-Bundestagsfraktion, Hans-Joachim Otto, sagte, die Schau könne "Herzstück eines Zentrums gegen Vertreibung" sein. Täter- und Opferrollen würden in der Ausstellung nicht vertauscht. (tso/ddp)

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