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Berlin: Verurteilt – 16 Jahre nach dem Mord Im Juli 1988 wurde die 13-jährige Maja getötet.

Die DNA verriet den Täter. Er muss 15 Jahre in Haft

Von Sandra Dassler

„Das Gericht befindet den Angeklagten für schuldig . . .“. Auf diese Worte hat Brigitte Steiner 16 Jahre lang gewartet. Noch bis zuletzt fürchtete sie, das Gericht könnte ihn freisprechen, den Mann mit dem Basecap, der ihr an acht langen Verhandlungstagen im Landgericht Frankfurt (Oder) gegenübersaß.

Immer wenn sie glaubte, es nicht mehr ertragen zu können, hat sie an jenen sonnigen ersten Juli des Jahres 1988 gedacht, als ihre 13-jährige Tochter Maja mit einem tollen Zeugnis nach Hause kam und sich auf die Ferien bei ihrem Onkel am Veltener Badesee freute. Mit Bus und S-Bahn war das Berliner Mädchen dorthin losgezogen, kam aber nie an. Majas Leiche wurde in einem Waldstück entdeckt – mit Fesseln um Handgelenke und einem Strick um den Hals. Die Ermittler konnten den Anblick nie vergessen. Auch deshalb wurde der „Fall Maja Steiner“ nie zu den Akten gelegt, obwohl die monatelange, intensive Fahndung erfolglos blieb.

Vor einem Jahr gelang es Beamten des Brandenburger Landeskriminalamts, aus den aufbewahrten Spermaspuren an Majas Kleidung eine DNA-Probe zu rekonstruieren. Man verglich sie mit der bundesweiten Gendatei für Straftäter – und wurde fündig. Die DNA entsprach dem genetischen Fingerabdruck des heute 49-jährigen Rolf S., der bei seiner Verhaftung gerade eine mehrjährige Haftstrafe wegen Vergewaltigung abgesessen hatte.

Rolf S., der 1988 als Fahrer für die DDR-Zeitung „Junge Welt“ arbeitete, gab auch zu, das Mädchen in seinem Kleinlaster mitgenommen und später auf die Ladefläche gezerrt, gefesselt und brutal vergewaltigt zu haben. Nur an die Tötung des Mädchens konnte sich S. angeblich bis zuletzt nicht erinnern. Und weil die Vergewaltigung nach dem angewendeten DDR-Recht verjährt war, musste Brigitte Steiner seit Prozessbeginn bangen, ob die Richter nicht doch den Ausführungen des Angeklagten glauben würden, wonach er das Mädchen „noch lebend am Straßenrand abgelegt“ habe.

Doch am Mittwoch wurde Rolf S. wie berichtet wegen Mordes zu 15 Jahren Gefängnis verurteilt. Die Wahrscheinlichkeit, dass eine andere Person an der Stelle, wo S. das Mädchen „ablegte“, gelauert habe, um es zu ermorden, sei sehr gering, argumentierten die Richter. Zu viele Indizien sprächen für die Schuld – angefangen vom „Zimmermannsschlag“, einem speziellen Knoten, mit dem Maja erdrosselt wurde, und den S. nach eigenen Angaben seit seiner Bauarbeiterlehre oft benutzte.

Rolf S. hatte sich im Gerichtssaal mehrfach entschuldigt und gesagt, er fühle sich für den Tod des Mädchens verantwortlich, auch wenn er sich nicht an den Mord erinnere. Immer wieder hat er Brigitte Steiner angesehen. „Er wollte Vergebung“, sagt ihr Anwalt Waldemar Kupke. „Aber dazu ist meine Mandantin nicht in der Lage.“ Maja Steiners Vater hat den grausamen Mord an seiner Tochter nie verkraftet, wurde psychisch krank und starb fünf Jahre später. Brigitte Steiner wollte gestern zu den Gräbern von Mann und Kind. Auch wenn der Verteidiger von S. Revison gegen das Urteil einlegen wird – sie musste ihnen sagen, dass der Schuldige endlich verurteilt wurde.

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