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Verwahrlosung: Erneut Junge in vermüllter Wohnung gefunden

Nach dem Alarm einer besorgten Mutter hat die Polizei in Treptow-Köpenick erneut einen Jungen aus der völlig verdreckten Wohnung seines Vaters geholt. Es ist bereits der fünfte Vorfall dieser Art in den vergangenen zwei Wochen.

Berlin - Der Junge wurde der Obhut des Kindernotdienstes in Treptow-Köpenick übergeben. Die Mutter hatte die Polizei alarmiert, als sie auf der Suche nach ihrem zwölfjährigen Sohn ihren zweiten, zehnjährigen Sohn in der Wohnung des 58-jährigen Vaters antraf und "erbärmliche Zustände" vorfand. Das Landeskriminalamt, das für die Vernachlässigung von Schutzbefohlenen zuständig ist, hat die Ermittlungen übernommen.

Die Mutter sei auf der Suche nach ihrem zwölfjährigen Sohn zu der Wohnung gefahren. Die Eltern der beiden Kinder lebten getrennt, der Sohn sei zu Besuch bei seinem Vater gewesen. In der Wohnung habe sie dann ihren zweiten, zehnjährigen Sohn angetroffen. Laut Polizei war die Wohnung, in der dieser Sohn dauerhaft lebte, "vollkommen vermüllt". Es sei "kaum genügend Platz zum Treten" vorhanden gewesen.

Ungesicherte Stromleitungen

Im Wohnzimmer und Kinderzimmer seien die Fenster zugemauert gewesen. Eine Dusche oder Bad habe es nicht gegeben, die einzige Toilette funktionierte nicht und war mit Exkrementen verstopft. Zum Urinieren mussten die Kinder einen Eimer benutzen. Zudem hätten ungesicherte Stromleitungen "eine enorme Gefahr" dargestellt.

In den vergangenen zwei Wochen hatte die Polizei in Berlin bereits vier Mal Kinder aus vermüllten Wohnungen holen müssen. 2005 wurden in der Statistik des Berliner Landeskriminalamtes 313 Vernachlässigungen und 472 Misshandlungen gezählt. Bundesweit waren es laut Statistischem Bundesamt im selben Jahr 2869 Fälle, in denen Kinder wegen Vernachlässigung kurzfristig aus der Familie genommen wurden. Die Dunkelziffer schätzt der Kinderschutzbund jedoch deutlich höher. (tso/dpa)

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