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Schön bunt – und leider auch ganz schön leer. Der Steglitzer Bierpinsel an der Tiburtiusbrücke über der Schlossstraße.

© imago

Verwaistes Steglitzer Wahrzeichen: Der Bierpinsel bleibt auf dem Trockenen

Das Wahrzeichen der Steglitzer Schlossstraße ist seit Jahren verwaist, die Eigentümerinnen scheinen abgetaucht. Noch immer soll die Regulierung eines alten Wasserschadens die Wiederöffnung verhindern. Genaueres weiß aber auch das Bezirksamt nicht.

Drei Jahre ist es schon her, dass der Steglitzer Bierpinsel nach langem Leerstand ein kurzes Comeback erlebte: Im April 2010 verzierten internationale Street-Art-Künstler das Wahrzeichen der Schlossstraße an der Tiburtiusbrücke, daran erinnern die bunten Graffiti am einst roten Turm sowie ein altes Plakat am Eingang. Doch die Türen sind verriegelt. Dabei sollte das 46 Meter hohe Bauwerk doch eigentlich „wachgeküsst“ werden, wie das Plakat verkündet.

Noch immer ist nicht absehbar, wie lange der Zustand andauert. Auch das Bezirksamt Steglitz-Zehlendorf kann keine Auskunft geben. Baustadtrat Norbert Schmidt (CDU) sagt, man habe lange nichts mehr von den Eigentümerinnen Tita und Larissa Laternser gehört; diese hatten den Turm 2007 nach fünfjährigem Leerstand gekauft. Das Grundstück, auf dem dieser steht, gehört dagegen dem Land Berlin. Der Bezirk hat es per Erbbaurechtsvertrag verpachtet und daher ein Wort mitzureden.

Wieder im Dornröschenschlaf. Am verriegelten Eingang erinnert das Plakat links daran, wie der Bierpinsel 2010 kurz „wachgeküsst“ wurde.
Wieder im Dornröschenschlaf. Am verriegelten Eingang erinnert das Plakat links daran, wie der Bierpinsel 2010 kurz „wachgeküsst“ wurde.

© Cay Dobberke

Bereits Anfang 2013 kündigte Tita Laternser an, die Wiedereröffnung sei bald möglich. Aber im Januar 2014 teilte ihre Tochter Larissa auf Nachfrage mit, eine Auseinandersetzung mit der Gebäudeversicherung um Wasserschäden bremse weiterhin alles aus. Man sei „nach wie vor von den Gutachtern und der Versicherung abhängig“. Neuere Auskünfte waren in den vorigen Tagen nicht zu erhalten. Zu den Rohrbrüchen war es schon Ende 2009 und im Februar 2010 gekommen.

Streit um Farbe des 1976 eröffneten Turms

Unter dem Namen „Schlossturm“ waren ein Caférestaurant und ein Zentrum für Kunst und Kultur geplant. Außerdem sollte der Turm seine rote Farbe zurückerhalten. Damit wäre auch der Streit mit Architektin Ursulina Schüler-Witte beendet, die eine Klage gegen die bunte Fassade angedroht hatte. Die 80-Jährige hatte den 1976 eröffneten Turm mit ihrem inzwischen verstorbenen Mann Ralf Schüler gestaltet, ebenso wie das Internationale Congress-Centrum (ICC).

Bewegung schien es zu geben, als einer der drei Geschäftsführer der Ausstellung „The Story Berlin“ am Kurfürstendamm 2013 ankündigte, man wolle in den Bierpinsel ziehen, weil der bisherige Standort im Ku’damm-Karree dessen geplantem Umbau weichen soll. Tita Laternser lobte die „tolle Idee“. Doch dann stellte sich heraus, dass die zwei anderen „Story of Berlin“-Chefs den Plan nicht mittragen.

In der Umgebung des Turms hat sich dagegen viel getan. So ist nebenan gerade das Einkaufszentrum „Boulevard Berlin“ zwei Jahre alt geworden. Es hatte Anfang April 2012 als viertes Center in der Schlossstraße eröffnet, die Berlins zweitgrößte Einkaufsgegend ist. Und seit die Billigmodekette Primark im „Schlossstraßen-Center (SSC)“ am Walther-Schreiber-Platz verkauft, zieht es auch viel mehr Kunden aus ganz Berlin und dem Umland nach Steglitz.

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