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Berlin: Verzweifelte Mutter stach Kind nieder Frau verletzte Sohn mit Messer. Hartz IV-Empfängerin soll angeblich ausziehen, weil die Miete zu hoch ist

Sie sagt, es sei eine „Verzweiflungstat“ gewesen. Die 44jährige Frau aus Reinickendorf habe nicht mehr gewusst, wie sie finanziell mit ihren beiden 10 und 13 Jahre alten Kindern über die Runden kommen und das Leben in geordnete Bahnen lenken sollte.

Sie sagt, es sei eine „Verzweiflungstat“ gewesen. Die 44jährige Frau aus Reinickendorf habe nicht mehr gewusst, wie sie finanziell mit ihren beiden 10 und 13 Jahre alten Kindern über die Runden kommen und das Leben in geordnete Bahnen lenken sollte. In einem „geistig abwesenden Zustand“, wie die Polizei sagt, hat die Frau in der Nacht zu Freitag ihren zehnjährigen Sohn mit einem Messer am Hals und an der Hand verletzt.

Irene T. alarmierte am Freitag früh gegen 1.45 Uhr selbst die Polizei und Feuerwehr. Unter dem Stichwort „verletzte Person“ eilten die Beamten in den Eichborndamm nach Reinickendorf. An der Wohnungstür empfing die Frau die Polizisten mit den Worten: „Ich habe meinen Sohn mit einem Messer verletzt.“ Der Zehnjährige hatte eine Schnittwunde am Hals, nicht tief, sondern nur „oberflächlich“, sowie eine Verletzung an der Hand, wie die Polizei sagt. Lebensgefahr bestand nicht. Dennoch wurde das Kind sofort von einem Notarzt versorgt und ins Krankenhaus gebracht.

Irene T. nahmen die Beamten fest. Die Abteilung „Kindesmisshandlung und -vernachlässigung“ der Kriminalpolizei übernahm den Fall. In der Vernehmung gab Irene T. an, wie es zu der Tat kam: Wegen der Hartz-IV-Regelung sei ihr die Wohnung vor kurzem gekündigt worden, da die Miete 40 Euro zu hoch sei. Obwohl die Frau Widerspruch eingelegt hatte, habe das zuständige Amt nicht reagiert. Den Kindern hat Irene T., so berichtete sie der Polizei, nichts von der Wohnungskündigung erzählt. Sie habe versucht, ihre finanzielle Situation anhand eines Haushaltsbuches zu regulieren, es aber nicht in den Griff bekommen. Die Situation hätte sich zugespitzt. Warum sie den Jungen verletzte, wisse sie nicht. Sie sei erst zu sich gekommen, weil der Zehnjährige anfing zu weinen, als sie auf ihn einstach. Während der Tat sei sie wohl in einem „geistig abwesenden Zustand“ gewesen.

Dies bestätigte auch eine Psychologin, die während der Vernehmung dabei war. Darauf, dass die Frau plante, sich und ihre Kinder zu töten, deute nichts hin. Deshalb hat die Staatsanwaltschaft entschieden, die Frau nicht einem Haftrichter vorführen zu lassen. Sie wurde in ein Krankenhaus gebracht. Ermittelt wird dennoch wegen versuchten Totschlags. Das Jugendamt des Bezirks hat ihren Sohn, der noch im Krankenhaus liegt, und die Tochter in Obhut genommen.

Für eine Stellungnahme waren gestern weder das Jugendamt noch das zuständige Job-Center in Reinickendorf zu erreichen. Die Sprecherin von Sozialsenatorin Heidi Knake-Werner (Linkspartei), Roswitha Steinbrenner, bezweifelt, dass die Frau eine Kündigung erhalten hat, die im Zusammenhang mit Hartz IV steht: „Die für Berlin geltenden Ausführungsbestimmungen sehen vor, dass bis Ende dieses Jahres niemandem die Wohnung gekündigt werden kann. Ab 1. Januar 2006 ist das möglich – allerdings hat gerade Berlin zahlreiche Ausnahmeregelungen beschlossen, um beispielsweise alleinerziehende Mütter mit Kindern zu schützen.“

Vorstellbar sei, dass der Frau die Wohnung aus anderen Gründen gekündigt worden sei. So überweisen die Job-Center die Mieter auch bei Problemfällen wie überschuldeten Haushalten nicht an den Vermieter, wie das früher die Sozialämter taten. Vielmehr zahlen sie das Geld für die Miete den Empfängern von Arbeitlosengeld II aus, die es dann nicht immer oder nicht in entsprechender Höhe weiterreichen. Das ist aber keine Erklärung dafür, dass man der Frau angeblich mitgeteilt hat, ihre Miete wäre 40 Euro zu hoch. „Ich kann mir nicht vorstellen, dass in einem solchen Fall eine Familie umziehen muss“, sagt Roswitha Steinbrenner.

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