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Berlin: Viel Energie mit wenig Kraft

In Schöneberg fand die dritte WM im Qwan Ki Do statt

Großmeister Pham Xuan Tong huscht ein zufriedenes Lächeln über das Gesicht. Der kleine, nette Mann mit dem lichter werdenden Haar hat zunächst den Quat vernommen, dann erst erfolgte der Schlag. Das ist wichtig, denn ohne Quat könnte ein Treffer ohne Punkte bleiben. „Der Quat ist ein Schrei, der zeigen soll, dass eine Aktion bewusst erfolgt. Und das ist entscheidend beim Qwan Ki Do“, sagt der Vater dieses neuen Kampfstils. Denn bei der dritten WM in dieser Sportart, die am Wochenende in der Schöneberger Sporthalle stattfand, geht es nicht um brachiale Gewalt. Und obwohl die Jungs und Mädchen vom Roten Kreuz am Rande der mit Matten ausgelegten Kampfstätten Position bezogen haben, ist es bei weitem nicht so brutal wie beispielsweise bei Thai- oder Kickbox-Turnieren. Es darf nicht frontal ins Gesicht geschlagen werden, sondern nur an die seitliche Partie des Kopfes. Und das auch nur mit der geschützten Hand (die Kämpfer tragen an einer Faust eine Art Handschuh), wenn es sich zudem einrichten lässt, auch nicht mit voller Kraft. Leichtkontakt nennt sich das und erfordert weitaus mehr Disziplin und Kontrolle als der Vollkontakt.

Das ist aber nicht der einzige Unterschied zu altbekannten Kampfsportarten: Es gibt keine Einzelwertung, Wettkämpfe finden als Gefechte zwischen Mannschaften statt. Jörg Godeck, Präsident des Dachverbandes Deutschland, erläutert: „Beim Qwan Ki Do ist der Gruppengedanke stark ausgebildet. Der Einzelne zählt nichts, nur im Verbund ist etwas zu erreichen.“ Und das ist ganz im Sinne des Großmeisters Pham Xuan Tong, der den speziellen Stil über mehrere Dekaden erfand und ihm zu Beginn der Achtziger einen konkreten Namen gab: Qwan Ki Do, was so viel bedeutet wie Weg der Lebensenergie. Unter den Kampfsportlern der Welt ist der gebürtige Vietnamese eine Koryphäe, hat er doch seit seiner Emigration nach Frankreich zahlreiche Auszeichnungen erhalten und sogar schon die Leibgarde des französischen Präsidenten unterwiesen.

In Deutschland ist dieser Kampfsport noch unbekannt. In einem Dutzend Klubs trainieren rund 300 Mitglieder, weltweit sind es 50 000. „Ich hoffe, dass diese WM zur Popularität beiträgt“, sagt Godeck, der seine Stimme anheben muss, denn soeben haben die Kämpfe zwischen den rivalisierenden Teams aus Frankreich und Italien vor rund 600 Zuschauern begonnen. Die Stimmung ist richtig gut, immer zwei Männer betreten die Matten. Am Ende gewinnen die Italiener in der Schwarzgurtkategorie.

Ozan Sakar

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