zum Hauptinhalt

Berlin: Viel Verkehr in der Rosenthaler Straße trotz Sperrung Autofahrer halten sich nicht an das neue Durchfahrtsverbot

Von Claudia Keller Zwanzig Autos pro Minute ist kein schlechter Schnitt für eine gesperrte Straße. Und das morgens um halb elf.

Von Claudia Keller

Zwanzig Autos pro Minute ist kein schlechter Schnitt für eine gesperrte Straße. Und das morgens um halb elf. Pkw aus München, Baden-Baden, Hamburg, natürlich auch solche mit Berliner Kennzeichen rauschen ungebremst die Rosenthaler Straße runter. Lieferwagen von Speditionen aus aller Welt, von Berliner Klempnern und Malern drängeln sich an den geparkten Lkw vorbei, die die Cafés, den Supermarkt und Butter Lindner beliefern. Straßenbahnen quietschen um die Ecke. War da was?

„Ach ja, stimmt, ab heute sollte die Rosenthaler gesperrt sein. Wir haben einen Brief bekommen“, sagt der junge Verkäufer, der in der Kebab-Station „All in one“ gegenüber von den Hackeschen Höfen gerade die türkischen Pizzas stapelt. Er grinst. „Vielleicht erst ab heute Nachmittag?“

Vom 1. August bis Ende September ist die Rosenthaler Straße zwischen dem Hackeschen Markt und der Neuen Schönhauser Straße gesperrt. Man will untersuchen, ob sich der Durchgangsverkehr woanders hin verbannen lässt. Wo nur sind die Schilder, die die Sperrung anzeigen? Dort, wo man sie vermuten würde, hängen sie nicht. Am einen Ende, beim Hackeschen Markt, steht das Schild nicht etwa an der Ecke, an der Autos in die gesperrte Rosenthaler einbiegen. Sondern 50 Meter vor der Kreuzung an der Straße An der Spandauer Brücke. Besser hätte man es kaum verstecken können. „Wissen Sie eigentlich, dass Sie hier nicht rechts abbiegen dürfen?“ Der Fahrer des schwarzen VW-Golf, der an der roten Ampel wartet, ist irritiert. „Haben Sie das Schild nicht gesehen?“ „Welches Schild?“

Am anderen Ende der Sperrung steht das Schild kurz hinter der Kreuzung Sophienstraße. Man könnte also noch links in die Neue Schönhauser Straße abbiegen, um nicht in die gesperrte Zone hineinzugeraten. Vorausgesetzt natürlich auch hier, man sieht das Schild. Das aber ist nicht so leicht. Denn direkt dahinter stehen zumindest vormittags diverse Lkw, die Geschäfte beliefern. Sie sind genauso hoch wie das Sperrschild, so dass es vor dieser Kulisse nicht auffällt, zumal es nicht in die Straße ragt, sondern auf dem Bürgersteig steht. Zwischen zehn und elf jedenfalls hat sich kein Autofahrer durch das Schild stören lassen, kein einziger ist links abgebogen. „Fahren hier heute weniger Autos durch?“ Die Bedienung im Café „Caras“ an der Ecke Rosenthaler / Neue Schönhauser Straße ist irritiert. „Nein, wieso, ist heute ein besonderer Tag?“ „Seit heute ist die Straße gesperrt“. „Ach, das wussten wir gar nicht.“

„Ihr Eindruck täuscht nicht“, sagt Gunnar Berndt, der Leiter des Polizeiabschnitts 31, in dessen Zuständigkeit die Sperrung fällt, „einfach ein Schild aufzustellen, ändert noch nicht das Verhalten des Bürgers“. Seine Leute wollen jetzt zwei Wochen lang beobachten, „ob sich die neue Ordnung beim Bürger verfestigt“, sagte der Polizeioberrat Wenn nicht, dann gibt’s ab Mitte August Knöllchen. Zu bestimmten Zeiten werden Polizisten das Geschehen beobachten und die Autofahrer auf die Sperrung aufmerksam machen. Gestern Vormittag war kein Ordnungshüter zu sehen.

NAME

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false