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Grün durchs Grün. Noch verspricht die Bahn vor allem den Kunden im Fernverkehr, dass der Strom für ihre Fahrt aus erneuerbaren Quellen stammt. Im Jahr 2050 aber will das Unternehmen komplett mit Ökostrom fahren – spätestens dann wäre auch ein solcher Regionalzug umweltfreundlich unterwegs. Foto: dpa

© picture alliance / dpa

Berlin: Viel Wind im Führerstand

Der Anteil von Ökostrom am Energiemix der Bahn wächst – Brandenburg liegt als Lieferland weit vorn.

Prenzlau – Im Fernverkehr hält die Bahn nicht viel von Brandenburg, seit Jahren hat sie das Angebot drastisch reduziert. Woanders liegt das Land aber sogar bei der Bahn an der Spitze: beim Ökostrom für den Fernverkehr. Zumindest bei dem mit Windrädern entstandenen „grünen“ Strom liefert Brandenburg derzeit mehr als die Hälfte des Verbrauchs der Bahn. Und das Unternehmen muss weiter zukaufen. Seit Anfang April fahren alle Kunden mit Bahncard oder Streckenzeitkarten sowie dafür registrierte Geschäftskunden ausschließlich mit Strom aus erneuerbaren Energien. Die Folge: Die Bahn muss deren Anteil an ihrem Strommix von derzeit 24 Prozent auf 35 Prozent im Jahr 2020 steigern; 2050 will die Bahn komplett mit Ökostrom fahren.

Während Brandenburg bei der aus Wasserkraft gewonnen Energie, die derzeit noch den Hauptanteil ausmacht, passen muss, kann das Land beim Wind punkten. 53 Prozent des Stroms, den die Bahn verbraucht, stammen von den beiden Anlagen in Märkisch Linden bei Neuruppin sowie dem Hohen Fläming. Bundesweit hat der Konzern Verträge mit fünf Windparks geschlossen.

Zudem setzt die Bahn auf neue Technik und hat sich mit 500 000 Euro Fördergeld am Bau des 2011 eröffneten Hybridkraftwerks in Prenzlau beteiligt. Die Gesamtinvestitionen liegen hier bei 21 Millionen Euro. In dem Kraftwerk wird mit Windenergie Wasserstoff hergestellt, der gelagert wird, damit bei einer Flaute nach dem Beimischen von Biogasen weiter sauberer Strom hergestellt werden kann. Der Wasserstoff kann aber auch an Tankstellen verkauft werden.

Neu erfunden habe man die Technik dabei nicht, sondern bekannte Komponenten nur vernünftig zusammengesetzt, sagt Peter Müller, der Vorstandsvorsitzende des Betreibers Enertrag. Eine steigende Nachfrage nach Windenergie, wie jetzt durch die Bahn, bedeute nicht, dass damit weitere Flächen für die Windräder gefunden werden müssten, sagt sein Vorstandskollege Werner Diwald. Die fortentwickelte Technik lasse größere Anlagen in vorhandenen Windparks zu.

Brandenburg und die Bahn arbeiten zudem beim Gewinnen von Strom aus Sonnenenergie zusammen. Das größte und leistungsstärkste Solarkraftwerk steht auf einem ehemaligen Bahngelände in Wittenberge. Der dort erzeugte Strom fließt allerdings ins öffentliche Netz.

Die höheren Kosten für den grünen Strom muss die Bahn finanzieren. Angaben zur Höhe will Peter Westenberger, der Leiter Nachhaltigkeits- und Umweltinformation der Bahn, nicht machen. Das Unternehmen erwarte aber, dass dank der versprochenen Umweltfreundlichkeit auch mehr Fahrgäste die Züge im Fernverkehr nutzen werden.

Den benötigten Anteil des Stroms aus erneuerbaren Energien ermittelt die Bahn rechnerisch. Da ihr – nicht personenbezogen, wie Westenberger versichert – Daten durch den Fahrscheinverkauf vorliegen, wisse man, wie hoch der Anteil der Nutzer sei, denen die Bahn den grünen Strom verspricht. Er liege bei rund 75 Prozent – also deutlich mehr als der 24-Prozent-Anteil am Strommix, in den auch viele andere Sparten wie etwa der Güterverkehr einfließen. Wer möchte, kann auch durch einen Aufpreis von einem Euro beim Fahrscheinkauf einen Beitrag leisten. Und so mit dafür sorgen, dass sich Brandenburgs Windräder drehen.

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