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Berlin: Vielen Neuberlinern ist das größte Wohnungsbauprojekt des Bundes zu weit draußen

Drei Monate nach der Grundsteinlegung droht das größte Wohnungsbauprojekt des Bundes in Berlin ins Stocken zu geraten. Die Baugenehmigungen für die ersten vier Baufelder der "Landstadt Gatow" auf dem ehemaligen Flugplatz sind noch immer nicht erteilt.

Drei Monate nach der Grundsteinlegung droht das größte Wohnungsbauprojekt des Bundes in Berlin ins Stocken zu geraten. Die Baugenehmigungen für die ersten vier Baufelder der "Landstadt Gatow" auf dem ehemaligen Flugplatz sind noch immer nicht erteilt. Auch hält sich das Interesse der Bonner an dem Standort im äußersten Südwesten der Stadt in Grenzen. So werden die meisten der geplanten Reihenhäuser und Doppelhaushälften inzwischen auf dem freien Markt angeboten. Zur Vermeidung von Überkapazitäten hat das Bauministerium die Vergabe des dritten Bauabschnitts auf das nächste Frühjahr verschoben.

Nachdem die bezirklichen Gremien Anfang Juni die Planreife beschlossen hatten, liegen die Anträge beim Bausenator, berichtete das Stadtplanungsamt im zuständigen BVV-Ausschuß. Wegen anderer Terminsachen und Erkrankung von Mitarbeitern werde frühestens in zwei Wochen mit einem Bescheid gerechnet, der dann als Grundlage für die zu erteilende Baugenehmigung dient. Weil es sich um ein Hauptstadtprojekt handelt, müssen selbst die 116 privaten Einzelhäuser einzeln bei der Senatsbauverwaltung beantragt werden. Im Bauministerium spricht man von "einer Katastrophe" für die Betroffenen. Nach massiven Protesten von bauwilligen Mitarbeitern der CDU-Bundestagsfraktion wird dem Vernehmen nach jetzt geprüft, zumindest die Einzelentscheidungen dem Bezirk zu überlassen.

Bereits zum Jahresende sollten die ersten Neuberliner ihre Häuser beziehen. Doch bisher ist nur der Bodenaushub genehmigt, und der ist in dieser Woche abgeschlossen. "Wir müssen jetzt mit dem Bau beginnen, um den Zeitplan einzuhalten", sagt Thomas Ramm von der Viterra Baupartner AG, die im ersten Abschnitt 39 Reihenhäuser bauen will. Auch die Semmelhaack AG, allein hier mit rund 90 Wohneinheiten vertreten, drängt auf den Start.

Indessen ist das Interesse der Bonner am Standort gering - ihnen ist der Weg ins Stadtzentrum zu weit. Auch hat sich gezeigt, dass viele Besserverdienende von der bevorzugten Vergabe an Bundesbedienstete zurückschrecken, weil sie dabei ihre Vermögensverhältnisse offenlegen müssen. So konnte bisher lediglich ein Viertel der 116 Einzelgrundstücke an den Mann gebracht werden. Jetzt soll eine neue Vermarktungskampagne starten, kündigt Helmut John von der Oberfinanzdirektion an. Zuvor werden die unverkauften Baufelder begrünt, damit es bei Ortsterminen mit Interessenten nicht mehr so staubt.

Bei anderen Bundesprojekten hat sich der Anteil der Bonner inzwischen bei einem Drittel eingependelt, sagt Torsten Birlem von der Stadthaus GmbH. Die Mischung sei zu erwarten gewesen, da die Beamten "nicht im Ghetto" leben wollen. In drei bis fünf Jahren werde sich der Standort entwickelt haben.

Rainer W. During

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