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Berlin: Vier Räder für ein Halleluja - Ökumenisches Bibelmobil tourt eine Woche lang über Neuköllner Schulhöfe

"Boah - ist das ein echtes Bild?", fragt der Fünftklässler der Britzer Oskar-Heinroth-Grundschule.

"Boah - ist das ein echtes Bild?", fragt der Fünftklässler der Britzer Oskar-Heinroth-Grundschule. "Auwei", entfährt es dagegen einer Mitschülerin. Objekt ihres Interesses ist eine brasilianische Jesusdarstellung. Gottes Sohn trägt darauf eine Afrofrisur, ist bis auf die Knochen abgemagert und erinnert an einen Darsteller aus einem Gruselfilm. "Nein, das ist kein echtes Bild", sagt Diakon Hans-Ulrich Idziaschek der seit gestern mit dem "Bibelmobil", einem ehemaligen BVG-Doppeldeckerbus, der Evangelischen Haupt-Bibelgemeinschaft in Neuköllner Schulen unterwegs ist. "Von Jesus gibt es keine Fotos."

Als Ergänzung zum Unterricht versteht Idziaschek das Angebot des Bibelmobils. Ziel sei nicht Missionierung der Zuhörer, sondern ihnen die Bibel als zentrales Schriftstück der abendländischen Kultur näherzubringen. Bibelkunde wird in dem Bus, der seit neun Jahren vor allem in den neuen Ländern unterwegs ist, über eine Ausstellung und über Videos vermittelt. Idziaschek erzählt die Entstehungsgeschichte der Bibel im Kurzdurchgang. Fachlehrer können sich Schwerpunktthemen wünschen. Vor allem Deutsch- und Geschichtslehrer greifen auf das Angebot zurück. Finanziert wird das Bibelmobil unter anderem von der Evangelischen und der Katholischen Kirche sowie von der Bibelgesellschaft.

Dicht gedrängt sitzt die Klasse 5a im Bibelmobil, das auf dem Pausenhof der Oskar-Heinroth-Grundschule geparkt hat. Idziaschek erzählt von den Ägyptern und den Babyloniern, deren Götter die Sonne und die Sterne waren, und von der mesopotamischen Stadt Ur als der Wiege einer Religion, deren Gott unsichtbar ist. Die Zehnjährigen lauschen gespannt, als der Diakon erklärt, wie die Bewohner begannen, als Nomaden durch die Welt zu ziehen und fortan eher abfällig als Hebräer, übersetzt die Dahergelaufenen, bezeichnet wurden. Er erzählt, wie sie ihre Geschichten auf Lederrollen niederschrieben und in Tongefäßen verwahrten. "Viel Speicherplatte", sagt er. Sein Vortrag kreist um die vielen Autoren, die an der Bibel mitgeschrieben haben. Sie sei in sich kleine Bücherei. Nicht umsonst heiße es "Bibliothek".

Zwölf Klassen werden an diesem Tag durchs Bibelmobil geschleust. Die meisten Kinder nähmen am Religionsunterricht teil, sagt Klassenlehrerin Adelinde Nolle. Als "Zusammenfassung" dessen, was gerade in Religion gelehrt wurde, bezeichnet sie die Lektion. Allerdings gebe es im Bibelmobil ein besseres Anschauungsmaterial.

tob

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