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Berlin: Vier Tage Großeinsatz für die Polizei

Heute spielt der FC Union gegen Dresden – dann folgen die Walpurgisnacht und der 1. Mai

Der Polizei stehen anstrengende Tage bevor. Rund 5000 Beamte sind nach Angaben von Polizeipräsident Dieter Glietsch um den 1. Mai herum im Einsatz, um Ausschreitungen rund um die Demonstrationen und Straßenfeste in Kreuzberg zu verhindern. Glietsch zeigte sich angesichts der weitgehend ruhigen letzten Jahre „optimistisch, dass uns dieses Jahr wieder ein weitgehend friedlicher 1. Mai gelingt“.

Der Optimismus dürfte am 1. Mai ab 18 Uhr auf die Probe gestellt werden. Gestern beschlossen Polizei und Bezirk überraschend, eine der linksradikalen 1.-Mai-Demonstrationen durch das „Myfest“ ziehen zu lassen, auf dem mit Musik, Buden und Kleinkunst gefeiert werden soll. Bisher hatte das Bezirksamt Kreuzberg als Veranstalter des Myfestes gemeinsam mit der Polizei die Auffassung vertreten, dass der Aufzug für Provokationen und Randale missbraucht werden könnte. Nach einem Gespräch mit den Demo-Anmeldern änderte der Bezirk jedoch seine Einschätzung. Nun „sieht die Polizei keinen Grund mehr, die Wegstrecke durch das Fest nicht zu akzeptieren“, heißt es mit warnendem Unterton in der Polizeimeldung. Unklar ist bislang auch, wie viel Konfliktpotenzial eine andere geplante Aktion der linksradikalen Szene hat: Polizisten in Zivil sollen fotografiert werden, um bei „Provokationen“ etwas gegen sie in der Hand zu haben. Insgesamt gehen die Behörden jedoch davon aus, dass Provokationen am Rande der drei radikalen 1.-Mai-Demonstrationen und der Walpurgisnachtfeier am 30. April auf dem Boxhagener Platz in Friedrichshain sich in Grenzen halten.

Auf einen massiven Großeinsatz stellt sich die Polizei bereits heute ein. Um 13.30 Uhr kommt es in Köpenick im Stadion an der Alten Försterei zum brisanten Fußballspiel zwischen dem 1. FC Union und Dynamo Dresden. Ermittler der Berliner Polizei rechnen mit 3000 Anhängern aus Sachsen, „darunter etwa 300 Problemfans“, die in zwei Sonderzügen und diversen Sonderbussen anreisen werden. Erwartet werden insgesamt 15 000 Zuschauer; der RBB überträgt das Drittliga-Spiel der beiden Traditionsmannschaften sogar live im Fernsehen.

Die Situation ist angespannt: Vergangenen Oktober kam es zu schweren Krawallen, als Dynamo Dresden bei Herthas zweiter Mannschaft antrat. Damals rollten Wasserwerfer durch Prenzlauer Berg, 38 Menschen wurden verletzt, darunter 23 Polizisten. Nun wird befürchtet, dass Fans und auch Polizisten, „sich revanchieren könnten“. Im Stadion wird heute vorsichtshalber kein Alkohol ausgeschenkt.

Um die Situation unter Kontrolle zu behalten, werden die rivalisierenden Fans strikt getrennt. Die Dresdner werden am Vormittag von Schönefeld mit Sonder-S-Bahnen zum Bahnhof Spindlersfeld gefahren; von dort steht ein 2,3-Kilometer-Fußmarsch zum Stadion an. Begleitet von hunderten Polizisten. „Wer stänkert, wird sofort rausgezogen“, drohen Polizisten. In den Zügen werden Flyer verteilt, in denen zu Ruhe aufgerufen wird; zudem wird darauf hingewiesen, dass „Stahlkappenschuhe / Quarzsandhandschuhe“ – Kampfutensilien rechtsradikaler Hooligans – verboten seien. Außerdem drohten Stadionverbote denjenigen, die rassistische und antisemitische Parolen rufen. Im Oktober hatten hunderte Dresdner immer wieder „Juden Berlin!“ gegrölt.

Polizeipräsident Glietsch erwägt, die Einsatzkosten von den Vereinen zurückzufordern. „Es ist dem Steuerzahler auf Dauer nicht zuzumuten, dass Fußballspiele dieser Art mit derart hohem Aufwand polizeilich begleitet werden müssen.“ Bekommen die Vereine das Problem nicht in den Griff, „muss über eine Kostenerstattung nachgedacht werden.“

André Görke, Lars v. Törne

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