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Berlin: Viertel an der Wrangelstraße: Bürger planen ihren Kiez

Ein soziales Projekt, das zunächst - ganz positiv - die individuellen Fähigkeiten der Beteiligten auslotet, stößt offenbar auf größere Resonanz als eine Aufforderung zum Jammern. Beim halbjährigen Projekt "Planning for real - Planung von unten" im Wrangelkiez, dessen Ergebnisse gestern im Nachbarschaftshaus Centrum in der Cuvrystraße vorgestellt wurden, haben die Bewohner auf türkisch-deutschen "Talentebögen" angekreuzt, wo ihre Stärken liegen: Gartenarbeit, Nähen, Flicken, Nachhilfe,Klempnern, Steuererklärung, Krankenpflege oder ganz einfach "Muskelkraft".

Ein soziales Projekt, das zunächst - ganz positiv - die individuellen Fähigkeiten der Beteiligten auslotet, stößt offenbar auf größere Resonanz als eine Aufforderung zum Jammern. Beim halbjährigen Projekt "Planning for real - Planung von unten" im Wrangelkiez, dessen Ergebnisse gestern im Nachbarschaftshaus Centrum in der Cuvrystraße vorgestellt wurden, haben die Bewohner auf türkisch-deutschen "Talentebögen" angekreuzt, wo ihre Stärken liegen: Gartenarbeit, Nähen, Flicken, Nachhilfe,Klempnern, Steuererklärung, Krankenpflege oder ganz einfach "Muskelkraft". Daraus soll sich ein Tauschring entwickeln. Rund 400 Bewohner haben sich beteiligt. Aus Pappe und Styropor fertigten sie ein Modell des Viertels und stellten sich damit auf der Straße vor. Vorbeikommende haben ihre Wünsche und Anregungen zur Verbesserung der Wohn- und Lebensqualität auf Karten geschrieben und ins Modell gelegt. "Wir ermitteln nicht nur den Bedarf, sondern auch die Potenziale in einem Viertel", sagt Andrea Tigges vom Technologie-Netzwerk, das beratend zur Seite stand. Das Verfahren zur "Mobilisierung" von Bürgern ist vor 20 Jahren in England entwickelt worden.

Hauptziel ist, mit den oft isoliert lebenden rund 19 000 Anwohnern, von denen etwa die Hälfte türkischer Herkunft ist, in Kontakt zu kommen. Rund 30 Prozent der Bevölkerung im Wrangelkiez ist arbeitslos. Viele leben von Sozialhilfe. Obdachlose und Alkoholabhängige gehören ebenso zum Straßenbild wie herum liegender Müll und immer mehr leer stehende Läden. Wer es sich leisten kann, zieht weg. Das Viertel, seit 1999 ausgestattet mit einem Quartiersmanagement, ist eines der ärmsten der Stadt.

Die Wünsche der Anwohner sind entsprechend bescheiden. Am Cuvryplatz etwa ist dringend eine öffentliche Toilette erforderlich. Weiter ist ein Stadtteiltreff in der Schlesischen Straße geplant. "Wenn alles gut geht, eröffnen wir den Treff noch Ende dieses Jahres", sagt Lorenz. Auch ein Internet-Café, ein Sperrmüllbeseitigungsdienst sowie eine Moschee stehen auf der Wunschliste. Doch der Eigeninitiative der Bürger sind nicht nur finanziell enge Grenzen gesetzt: Eine Baumscheibe, die Kinder und Jugendliche begrünt und verschönert haben, ist zwei Wochen nach ihrer Fertigstellung zerstört worden. "Zu unserer Arbeit gehört auch, dass die Leute, die sich engagieren, mit so etwas nicht alleine bleiben", sagt Lorenz. Ein weiterer Zuschuss von 40 000 Mark für ein halbes Jahr "Planning for real" ist beim Senat beantragt.

kört

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