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Berlin: Virusverdacht doch nicht bestätigt, aber keine Seuchen-Entwarnung

Olaf U. ging es am Donnerstag immer schlechter.

Olaf U. ging es am Donnerstag immer schlechter. Der 39-jährige Brandenburger, der mit Verdacht auf eine Ebola-Erkrankung am Dienstag in die Quarantäne-Station der Charité eingeliefert worden war, hatte keine zeitliche und räumliche Vorstellung mehr. Das ließ auf eine Schädigung des Gehirns schließen, sagte Charité-Sprecherin Kerstin Ullrich. Ebenso seien Leber und Nieren erheblich geschädigt. Der Mann wurde künstlich ernährt und mit Antibiotika behandelt.

Am späten Abend kam dann vom Hamburger Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin die Meldung, daß der Mann weder am Lassa-Fieber, noch am Marburg-Fieber, an Hanta oder Ebola erkrankt war. Um welche Krankheit es sich handle, stehe frühestens am Freitag fest, sagte der Direktor der Medizinischen Klinik für Infektiologie der Charite, Prof. Norbert Suttorp, am Donnerstagabend in der ARD. Es kämen etwa Krim-Kongo oder Gelbfieber in Frage. Mehrere der noch nicht ausgeschlossenen Krankheiten seien mit Medikamenten zu behandeln.

"Wir können nicht viel mehr machen, als ihm die Daumen zu drücken", sagte Harald Krüger von der Gesundheitsverwaltung. Auch Andrea Ammon vom Berliner Robert-Koch-Institut sah keine andere Möglichkeit als zu warten, bis sich der Erreger ausgetobt habe. "Bis dahin muss man die Symptome behandeln und nötigenfalls Organfunktionen ersetzen", sagte die Epidemiologin. Einen Impfstoff oder eine bewährte Behandlungsmethode gebe es noch nicht. "Wir tappen im Dunkeln", sagte Krüger. Die Behandlung mit Antibiotika sollte zusätzlichen Infektionen durch Bakterien vorbeugen, immerhin war das Immunsystem von Olaf U. erheblich geschwächt.

Die gefährlichen Seuchen kommen hauptsächlich in den Tropen, in Afrika, Asien, der Karibik oder Zentral- und Südamerika vor. Flugreisen machen es allerdings möglich, dass die Viren auch nach Europa gebracht werden. So sind in Deutschland im vergangenen Jahr acht Fälle eines hämorrhagischen Fiebers bekannt geworden.

Harald Krüger von der Berliner Gesundheitsverwaltung sieht keinen Grund zur Panik. Der normale Pauschaltourist, der sich vor der Reise gründlich beraten, alle Vorsorge-Impfungen und die Malaria-Prophylaxe wahrnehme und sich hauptsächlich in Hotels aufhalte, trage nur ein geringes Risiko, sich mit einem gefährlichen Erreger zu infizieren. Anders als Last-Minute-Touristen, bei denen auf Grund des kurzfristigen Reiseantritts schon die medizinische Vorsorge weitgehend ausfalle. Andrea Ammon sieht eine besondere Gefährdung der Touristen, die auf eigene Faust in die Wildnis gehen, zum Beispiel bei Trecking-Touren.

Für manche Erreger gebe es ein tierisches Reservoir. So werde der Erreger der Dengue-Grippe beispielsweise durch Stechmücken übertragen. Für den Lassa-Virus kämen auch kleine Nagetiere in Betracht, hauptsächlich deren Urin oder Exkremente. "Wenn ich auf dem Bauch durch den Dschungel krieche, kann ich natürlich winzige Staubteilchen oder kleine Urintröpfchen von Mäusen einatmen", sagt die Wissenschaftlerin. Das Tückische am Ebola-Virus sei, dass man nicht genau wisse, wie er übertragen werde. Der Weg ist nur von Mensch zu Mensch klar: Über Blut oder andere Körperflüssigkeiten. Das Einatmen von winzigen Speicheltröpfchen genügt dabei.

Ammon hält das Risiko, an einem gefährlichen hämorrhagischen Fieber zu erkranken, für weitaus geringer als das Malaria-Risiko. "Viel gefährlicher und oft unterschätzt", sagt sie. Malaria-Fälle seien viel häufiger, und auch hier führten manche Erkrankungen zum Tod.

Raoul Fischer

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