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Vivantes: 300 Pfleger fehlen

Seit Monaten beklagen sich Krankenschwestern und Pfleger bei Vivantes über zu hohen Arbeitsdruck und zu wenig Personal. Nun will man auf einer Betriebsversammlung am kommenden Donnerstag die Klinikleitung zur Rede stellen.

Auf der Betriebsversammlung von Deutschlands größtem kommunalen Klinikkonzern wird neben Vivantes-Geschäftsführer Joachim Bovelet Gesundheitssenatorin Katrin Lompscher (Linke) erwartet, die auch im Aufsichtsrat sitzt.

Im Betriebsrat ärgert man sich vor allem, dass von den im Wirtschaftsplan 2010 vorgesehenen Stellen mehr als 300 nicht besetzt worden seien. Insgesamt arbeiten knapp 4000 Pflegekräfte in den neun Häusern des Konzerns, der mit insgesamt mehr als 13 000 Beschäftigten nach der Bahn der größte Einzelarbeitgeber der Hauptstadt ist. Die Klinikleitung will sich in den kommenden Tagen zu den Vorwürfen äußern.

„Es gab immer mal Proteste, aber die Klinikleitung will nicht so recht glauben, dass sie es bald übertreibt“, sagte ein langjähriger Mitarbeiter des Konzerns. Offenbar, so der Vorwurf von Pflegern, sollen die frei gehaltenen Pflegestellen mit Assistenten besetzt werden, die nicht zwangsläufig Fachkräfte sind und von einer Tochterfirma für Verwaltungs- und Aufräumarbeiten auf den Stationen zur Verfügung gestellt werden. Diese bisher dem Vernehmen nach erst rund 100 neuen Mitarbeiter erhalten dem Betriebsrat zufolge 30 Prozent weniger Lohn als der Tarif für die Pflegekräfte vorsieht. Nach fünf Jahren bei Vivantes bekommt eine OP-Schwester rund 2650 Euro brutto monatlich.

Ganz klar ist vielen Mitarbeitern die Hauspolitik ihres Arbeitgebers nicht. Vor allem Anästhesie- und OP-Schwestern dürften künftig keine Schwierigkeiten haben, woanders gut bezahlte Stellen zu finden. Schätzungen zufolge werden in Berlin in den kommenden Jahren mehrere tausend Pfleger fehlen, unter anderem, weil die Gesellschaft altert und die Nachfrage nach optimaler Gesundheitsversorgung steigt. Und trotz gestiegener Personalkosten konnte Vivantes 2009 einen Gewinn von 2,6 Millionen Euro erwirtschaften. In seinen Kliniken hatte der Konzern im vergangenen Jahr knapp 487 000 Patienten und damit rund 14 000 mehr als 2008 behandelt – dadurch ist mehr Geld von den Krankenkassen an die Klinik geflossen.

Anfang Dezember nun will die Gewerkschaft Verdi erste Tarifverhandlungen für die Mitarbeiter der Tochterfirma führen. Immerhin scheint es bei den Ärzten derzeit nicht zu gären. Auch deren Gewerkschaft Marburger Bund startet derzeit ihre Tarifrunde. Von Vivantes heißt es: „Die Verhandlungen laufen konstruktiv und vertrauensvoll.“

Am Freitag beginnen außerdem die Tarifverhandlungen für 5000 Schwestern, Pfleger und Techniker an der Charité. Dort fordert Verdi 300 Euro mehr im Monat. Intern hat man sich in der verschuldeten Großklinik auf eine harte Tarifrunde eingestellt.

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