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Berlin: Vivantes macht sechs Millionen Euro Gewinn

Klinikkette geht es besser als der ebenfalls landeseigenen Charité – dort wird bei Zulieferer gestreikt

Das vorige Jahr ist für die Klinikkette Vivantes deutlich besser gelaufen als erwartet. Hatte der Konzern ursprünglich ein Plus von drei Millionen Euro anvisiert, verzeichnete er nach Tagesspiegel-Informationen für 2010 ein Ergebnis von sechs Millionen Euro. Eine Vivantes-Sprecherin äußerte sich nicht nur zu der Zahl, sondern verwies auf die offizielle Vorstellung der Bilanz am 20. Mai.

In seinen neun Kliniken und zwölf Pflegeheimen hatte der größte kommunale Krankenhauskonzern Deutschlands schon 2009 mit plus 2,6 Millionen Euro, bei allerdings 785 Millionen Euro Umsatz, abgeschlossen. In den Kliniken waren damals 487 000 Patienten und so 14 000 mehr als 2008 behandelt wurden – dadurch gab es mehr Geld von den Krankenkassen. Die Gewerkschaft Verdi überlegt nun, ob sie die Zahlung des vollen Weihnachtsgelds für Pflegekräfte durchsetzen soll: Als Vivantes vor Jahren in wirtschaftlichen Schwierigkeiten war, hatte man die Zulage mehr als halbiert. Derzeit verdient eine Vivantes-Vollzeit- Krankenschwester mit Schichtzulagen im Durchschnitt rund 2650 Euro brutto im Monat – und damit noch etwa 200 Euro mehr als derzeit an der ebenfalls landeseigenen Charité gezahlt wird. Vivantes-Betriebsratschef Giovanni Ammirabile sagte, nun müsse auch an die Altenpfleger in den ausgegliederten Gesellschaften des Konzerns gedacht werden, die keinem Tarifvertrag unterliegen und weniger verdienen.

Anders als Vivantes ist die Charité seit Jahren hoch verschuldet. Die größte Universitätsklinik Europas schloss 2010 mit einem Minus von 17,8 Millionen Euro ab, für dieses Jahr verlangt der Senat eine schwarze Null. Deshalb treibt er die Kooperation mit Vivantes voran. Beide Kliniken gehen davon aus, dass man bei gemeinsamen Einkäufen von Medikamenten und Instrumenten jährlich 15 Millionen Euro sparen könne.

Derweil wird bei der Krankenhaustochter „Charité Facility Management“ (CFM) weiter gestreikt. Mehrere hundert der 2500 Beschäftigten haben die Arbeit niedergelegt. Die CFM erledigt Wachschutz, Transport und Reinigung für die Charité. Inzwischen habe die CFM-Geschäftsführung von Leiharbeitsfirmen auch Streikbrecher organisiert, hieß es. Eine Firmensprecherin wollte sich dazu auf Anfrage nicht äußern. Sie verwies aber darauf, dass der CFM keine Notdienstvereinbarung vorliege – die Streikenden hatten sich am Mittwoch darüber beschwert, dass die Firma eine solche Regelung ablehne. Sie ist bei Arbeitskämpfen in der Gesundheitsbranche üblich: Die Gewerkschaft Verdi würde sich dabei verpflichten, etwa Transporte von Blutkonserven nicht zu bestreiken.

Verdi fordert einen Tarifvertrag und höhere Löhne, einige CFM-Beschäftigte erhalten rund sechs Euro brutto pro Stunde. Dass die Firma mehrheitlich dem Land gehört und sich einem Tarifvertrag verweigere, empört viele streikende Mitarbeiter seit Wochen. An der Charité selbst wird verhandelt: Die Pflegekräfte dort hatten vergangene Woche für 300 Euro Lohnplus gestreikt, um so bezahlt zu werden, wie es dem üblichen Tarif entspricht.Hannes Heine

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