zum Hauptinhalt

Berlin: Vivantes will ans Bestattungsgeschäft Aufbewahrung Verstorbener soll kostenpflichtig sein

Der landeseigene Klinikkonzern Vivantes denkt über neue Einnahmequellen nach und hat dabei die im Krankenhaus verstorbenen Patienten entdeckt. Jedes Jahr sterben in den neun Berliner Vivantes-Kliniken durchschnittlich rund 5000 schwer kranke Patienten – das sind rund 2,7 Prozent aller hier behandelten Kranken, bundesdeutscher Durchschnitt also.

Der landeseigene Klinikkonzern Vivantes denkt über neue Einnahmequellen nach und hat dabei die im Krankenhaus verstorbenen Patienten entdeckt. Jedes Jahr sterben in den neun Berliner Vivantes-Kliniken durchschnittlich rund 5000 schwer kranke Patienten – das sind rund 2,7 Prozent aller hier behandelten Kranken, bundesdeutscher Durchschnitt also. Nun haben die Vivantes-Oberen bemerkt, dass die Toten immer länger in den Kühlräumen der Kliniken verbleiben, bis sie zur Beisetzung abgeholt werden. „Vor einigen Jahren haben die beauftragten Bestattungsinstitute die Verstorbenen binnen zwei, drei Tagen abgeholt – jetzt dauert das im Einzelfall bis zu 20 Tagen“, sagte Holger Strehlau-Schwoll, Vorsitzender der Vivantes-Geschäftsführung dem Tagesspiegel. Offenbar wälzten manche Bestatter die Kosten für Kühlräume auf die Kliniken ab. Und die bleiben darauf sitzen, weil die Krankenkassen dafür auch nicht bezahlen.

Nun plant die Vivantes-Geschäftsführung, sich diese Dienstleistung vom Beerdigungsinstitut erstatten zu lassen. Zwischen 10 und 20 Euro pro Tag seien realistisch, sagt Strehlau-Schwoll. Das wären jährlich rund 150 000 Euro mehr in der Kasse des Konzerns, der gerade so schwarze Zahlen schreibt.

Solche Gebühren seien in anderen Bundesländern auch längst üblich, sagt der Vivantes-Chef. Tatsächlich gibt es auch einige Berliner Kliniken, die bereits kassieren: Manche berechnen erst Gebühren, wenn eine bestimmte Zeitspanne überschritten ist, etwa ab dem dritten Tag. Andere zählen jeden Tag im Kühlraum. Dritte berechnen Pauschalen für die ersten acht Tage.

Vivantes, die Charité und andere Krankenhäuser in der Hauptstadt haben bisher auf solche Gebühren verzichtet, sagt Jutta Höhne vom zweitgrößten Berliner Bestattungsunternehmen Otto Berg. Und die Charité will dies auch so beibehalten. Man wolle keine Geschäfte auf dem Rücken der Angehörigen von Verstorbenen machen, sagt Sprecherin Kerstin Endele. Außerdem kooperiere das Universitätsklinikum sehr gut mit Berliner Beerdigungsinstituten, so dass die hier Verstorbenen auch schnell abgeholt würden.

Der Verband Deutscher Bestattungsunternehmen (VDB) kritisiert die Pläne von Vivantes: „Es ist nicht gut, den Angehörigen solche zusätzlichen Lasten aufzubürden“, sagt der VDB-Vorsitzende Rolf-Peter Lange. Die Beisetzungspreise würden zwangsläufig steigen, denn natürlich müssten die Bestatter die Gebühren weiterreichen. Besser wäre es, wenn die Krankenhäuser mit Bestattungsunternehmen zusammenarbeiteten, die die Leichen binnen weniger Stunden abholen – idealerweise in eigene Klimaräume. Für deren Nutzung allerdings berechneten die Institute in der Regel ein Entgelt. „Der Betrieb solcher Räume ist teuer und strengen gesetzlichen Vorgaben unterworfen – so dürfen die Temperaturen dort nicht über 4 Grad Celsius liegen.“ Deshalb verfügten auch nur rund zehn Prozent der Beerdigungsinstitute über eigene Klimaräume.

Derweil gehen die Gedanken der Vivantes-Führung über die Gebühren für die Kühlraumnutzung schon hinaus. „Wir müssen darüber reden, wann der von den Krankenkassen bezahlte Versorgungsauftrag eines Krankenhauses aufhört“, sagt Strehlau-Schwoll. Einige Kliniken kassieren nämlich schon jetzt auch für die Ausstellung des Totenscheins. Und die Herrichtung eines Verstorbenen für die Beerdigung, wie sie die Sektionsassistenten in der Pathologie bisher vornehmen, sei eigentlich auch schon eine Zuarbeit für die Bestatter – und sollte entsprechend auch bezahlt werden.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false