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Berlin: Vive la France: Am liebsten Blumen von Bouché

Der Hugenottennachkomme Theodor Fontane pries die Ansiedlung der französischen Glaubensflüchtlinge durch den Großen Kurfürsten als "Segen für Stadt und Land". Mehr als drei Jahrhunderte später sind die Spuren der Réfugiés noch immer präsent, zeigt Werner Gahrig, vormals Leiter des Berliner Stadtarchivs, in seinem neuen Stadtführer.

Der Hugenottennachkomme Theodor Fontane pries die Ansiedlung der französischen Glaubensflüchtlinge durch den Großen Kurfürsten als "Segen für Stadt und Land". Mehr als drei Jahrhunderte später sind die Spuren der Réfugiés noch immer präsent, zeigt Werner Gahrig, vormals Leiter des Berliner Stadtarchivs, in seinem neuen Stadtführer. Wie der märkische Dichter, so richtet auch der Historiker die Etappen seiner Wanderungen an Landmarken aus. Wo die Originalgebäude nicht mehr stehen, greift er auf kulturhistorische Literatur zurück und illustriert dies mit zeitgenössischen Dokumenten, Stichen und Karten.

Im Edikt von Potsdam hatte der Große Kurfürst Friedrich Wilhelm 1685 den Evangelisch-Reformierten französischer Nation Asyl gewährt und bestimmte Privilegien eingeräumt. Ihretwegen wurden die Flüchtlinge von der Bevölkerung nicht immer mit offenen Armen aufgenommen, doch erfüllten die 20 000 Einwanderer die Erwartungen des Herrschers, der sich einen Aufschwung für das im Dreißigjährigen Krieg verwüstete Land versprach.

Gahrig führt seine Leser zuerst nach Alt-Berlin und Alt-Cölln, wo die französisch-reformierte Gemeinde ihre ersten Gottesdienste abhielt. Das Kapitel über die Berliner Mitte nimmt die Hälfte des knapp 400 Seiten starken Buches ein. Selbst rein deutsche Straßennamen haben dort teilweise hugenottischen Hintergrund. So geht die Neue Blumenstraße in Friedrichshain auf die Gärtner-Dynastie Bouché zurück. Und mit dem Haus des Maxim-Gorki-Theaters verbindet sich die Geschichte der Berliner Singakademie, die von Pierre Jean Jordan mitgegründet wurde. Das Französische Gymnasium war einst in der Stralauer Straße untergebracht, eine Federzeichnung von 1882 zeigt ein späteres Domizil in der Niederlagstraße. Heute befindet es sich in der Derfflingerstraße.

Ein gutes Beispiel für die Fülle von architektonischen, sprachlichen und denkmalpflegerischen Hinweisen bietet der Weg durch den 1999 wieder zu seinem alten Namen gekommene Pankower Ortsteil Französisch Buchholz. Fünf solcher Spaziergänge werden vorgeschlagen. Liegen die Sehenswürdigkeiten zu weit auseinander, wird die Route mit öffentlichen Verkehrsmitteln weitergeführt.

Die Schilderungen sind in französischer Sprache zusammengefasst, auch die Bildunterschriften sind zweisprachig. Das letzte Kapitel reißt kurz den Folgeband an, der historische Ausflüge zu den Hugenotten in Brandenburg empfiehlt.

Eva Stern

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