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Berlin: Völlig schmerzfrei

Die echten Ärzte, eine Mediziner-Band, geben Schlagern den absurden Dreh

Noch heißen sie die „Dancing Patellas“, was lustig klingt, aber eine entzündete Kniescheibe meint, und damit könnte auch bald Schluss ein – ein neuer Name drängt sich auf, und mit dem werben sie auch schon: Die echten Ärzte. Denn von sieben Musikern sind sechs Ärzte, die einzige Nichtmedizinerin ist Lehrerin und nach mehreren Erste-Hilfe-Kursen auch rettungseinsatzfähig.

Mit der Namensänderung stünden sie übrigens ganz in der Tradition der Namensvetter, auch „Die Ärzte“ hießen zuerst anders, nämlich „Soilent Grün“. Musikalisch verbindet die Ärztebands aber nicht viel. „Wir spielen Schlager und Evergreens nach“, sagt Hannes Haberl, Pianist und Neurologe, „und denen geben wir einen absurden Dreh.“ Das kommt gut an, die Stimmung vor der Bühne sei oft ebenso gut wie in der Band. Seit fünf Jahren spielen die sieben zusammen, seit zwei Jahren schaffen sie es sogar, ein Mal die Woche zu proben – im Keller des Hörsaalgebäudes –, was fast ein Wunder sei, so Haberl, bei den komplizierten Dienstplänen. Die Mediziner kennen sich von der Arbeit in der Kinderabteilung der Charité. Sängerin Nina Blümchen (Haberl: „Die heißt wirklich so“) ist auf der Kinderkrebsstation, Saxofonist Arpad von Moers ist Kinderneurologe, die anderen sind Chirurgen, Kinderärzte oder Klinikleiter. Hohe Tiere also auch. Bei den Kollegen, die von den „Dancing Patellas“/„Echten Ärzten“ regelmäßig auf Betriebsfesten oder Kongressen hören, ruft das schon mal Neid hervor. Erstens sind die ein enges Netzwerk – und zweitens haben die Spaß dabei.

Der heutige Abend im SO36 beschert der Charité-Band den bisher größten Zuschauersaal in der Nicht-Mediziner- Welt. In der Volksbühne waren sie schon und mussten sogar Leute wegschicken, weil kein Platz mehr war. Dass sie den Kreuzberger Rockpalast voll kriegen, glauben sie nicht. Allerdings: Das Programm ist bunt. Außer der Kapelle stehen noch literarische Kurzbeiträge auf dem Programm. Thema: Warten – des Christkindes wegen. Sollte es dabei zu Schwächeanfällen im Publikum kommen, dann, das verspricht Haberl, sprängen sie sofort von der Bühne, um rettende Maßnahmen einzuleiten.

Die Dancing Patellas/Echten Ärzte, heute, 20 Uhr, SO36, Oranienstraße 190, Karten 9 Euro, ermäßigt 6 Euro

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