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Vogel

© dpa

Vogelgesang: Alle Krachmacher sind schon da

Noch ehe der erste Bautrupp loslegt, noch bevor die BSR ihre Sechs-Uhr-Offensive startet, schlagen sie draußen an. Singen vor Sonnenaufgang und brauchen dafür keine Dusche. Kreischen in Horden vor dem Fenster, und keine Polizeistreife bringt sie zum Schweigen.

Schuld ist nur der Frühling. Tschüs Wecker, die Wachmacher sind jetzt Amsel, Drossel, Fink und Star. Die Kurzstreckenflieger unter den Zugvögeln sind zurück oder waren gar nicht erst weg. Und hier die Aussichten: Leiser wird's nicht. Die restliche Vogelschar folgt im Laufe des Monats: Feldlerche, Bachstelze, Mönchsgrasmücke, Zilpzalp, Mauersegler, Kuckuck. Der volle Bläsersatz sozusagen.

DIE FRÜHAUFSTEHER
Sie jubilieren schon, wenn es noch dämmert, also ab zirka halb fünf Uhr: Amseln und die verwandten Singdrosseln. Kaum ein Lied ist variantenreicher als das der Amsel, ihr Gesang lang und flötend, aber eben auch laut. Die Singdrossel trällert schneller als die Amsel und wiederholt ihr Motiv bis zu vier Mal, ehe sie eine neue Platte auflegt. Allerdings ist sie nur Berlin-Tourist: Nach einem kurzen Zwischenstopp, Familienvergrößerung inklusive, fliegt sie weiter nach Skandinavien. Sie und auch die Amsel sind derzeit besonders aktiv. Daher auch der Lärm: Singvögel grenzen so ihr Gebiet ab und gehen als Ausrufer auf Brautschau. Tagsüber haben die Sänger Pause, in der Abenddämmerung legen sie wieder los. "Morgens und abends", sagt Karl-Heinz Frommolt, Leiter des Tierstimmenarchivs im Naturkundemuseum, "ist die Schallausbreitung am günstigsten. Die Rufe werden weit getragen." Früh übt sich auch der Hausrotschwanz. Allerdings artikulieren sich die Vögelchen dezent: Ihre wetzenden, knarzenden Laute taugen eher zur Traum-Untermalung als zum Weckruf. Eine Stunde später als die Amseln legen Kohl- und Blaumeisen los. Laut wird ihr Kurzgesang nur, wenn die schon brütenden Pärchen schimpfen, weil der Nachbar ihnen zu nahe kommt.

DIE FRÜHSTÜCKS-BAND
Der Tag kommt, und sie sind nicht zu bremsen: Spatzen, die kommunikative Horde. Sie schlagen mit den ersten Sonnenstrahlen an, kreischen, tschilpen, zanken sich. "Sehr gesellige Vögel", sagt Jürgen Herrmann vom Naturschutzbund Berlin. "Die brüten eng beieinander, haben längst Nester gebaut und Eier gelegt." Zu Tagesbeginn trällern auch die Grün- und Buchfinken los, aber nur in Gebieten mit viel Grün. Sie schmettern Gesangsstrophen, die in einem Triller enden. Auch die ersten Stare sind da, meist aus Frankreich zurück. Die bunt schillernden Männchen sind auf Brautschau die reinsten Imitationskünstler: Sie bauen auch mal fremde Geräusche in ihren Song ein.

DIE NIMMERMÜDEN

Die Königin der Komponisten kommt erst zum Mai zurück, ein unscheinbarer, bräunlicher Vogel mit berühmter Singstimme: die Nachtigall. Ein Projekt an der FU Berlin ergab: Fast keine Strophe ist wie die andere, ein Gesang kann mehr als 100 verschiedene Motive enthalten. Die Kleine singt immer - auch nachts. lei Wollen Sie die Quälgeister auseinanderhalten können? Auf der Internetseite des Naturschutzbundes kann man die 40 wichtigsten Stimmen hören: www.nabu.de/gartenvoegel

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