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Das Feld bleibt frei, so haben es die Berliner entschieden.

© dpa

Volksentscheid Tempelhofer Feld: 100 Prozent Freiheit - und jetzt?

Keine ZLB, keine festen Bänke, nur mobile Toiletten: Auf dem Gelände des ehemaligen Flughafens darf nichts mehr gebaut werden. Doch bleibt deshalb alles, wie es ist?

300 Hektar Spielwiese. Ein ganzer Flughafen zum Chillen, Grillen und Pläne schmieden. Das ist die neue Tempelhofer Freiheit. Aber was passiert jetzt? Bleibt einfach alles so, wie es derzeit ist?

Es wird kein Wasserbecken geben, keinen Nord-Süd-Radweg, keine Aufschüttung für einen Rundweg quer über das Feld. Und vor allen keine Randbebauung mit Zentralbibliothek und 4700 Wohnungen im Westen, Süden und Osten. Die bereits aufgestellten und weitgehend durchgeplanten Bebauungspläne 7-70 und 7-71 sind Makulatur.

Fortgeführt werden kann lediglich die Dokumentation der Geschichte des Flugfeldes. Dazu wurden schon 13 Infotafeln aufgestellt und auf dem Gelände eines ehemaligen Konzentrationslagers Fundamente freigelegt. Geplant, aber noch nicht näher bestimmt, ist ein „Gedenkort“, wo Fundstücke gezeigt und erklärt werden könnten. Umstritten ist, ob der islamische Friedhof am Columbiadamm wie geplant erweitert werden kann. Die Initiative 100 Prozent Tempelhof sagt: Ja, solange er von der Parkfläche aus öffentlich zugänglich ist.

Der Gesetzentwurf der Initiative teilt das Feld in zwei Zonen. Innerhalb des sogenannten Taxiways, also des vorhandenen Kontrollwegs, sollen nur temporäre Nutzungen möglich sein: Grillen und chillen ist erlaubt. Bolzplätze könnten außerhalb der geschützten Flächen angelegt werden. Liegewesen mit Sonnenschirmen und Sitzbänken sind möglich, solange diese Bänke nicht fest installiert werden. Mobile Gastronomie ist erlaubt und laut Initiative auch das Pflanzen von „solitär stehenden schattenspendenden Bäumen“. Aber auch das ist umstritten. Im Gesetzentwurf sind solche Bäume nur außerhalb des Taxiways erlaubt.

Auf den Außenflächen können feste Sportplätze und Toilettenhäuser gebaut werden, zusätzlich sind „fliegende Bauten“ erlaubt, aber auf keinen Fall feste Häuser. Friedrichshain-Kreuzberg und Neukölln haben schon erheblichen Bedarf an Sportflächen angemeldet. Allerdings gibt es auch hier Einschränkungen: Nur „ungedeckte“ Sportflächen sind erlaubt. Zäune drumherum sind verboten.

Die umtriebigen Feldlobbyisten hatten schon vor dem Volksentscheid eine beeindruckende Bilanz zu Fall gebrachter Projekte vorzuweisen: Der geplante Landschaftspark für 60 Millionen Euro inklusive Zentralfelsen und Biomasseproduktion wurde eingemottet, die 2017 geplante Internationale Gartenausstellung nach Marzahn umgelenkt, die Internationale Bauausstellung ersatzlos gestrichen.

Keine ZLB heißt auch kein Bildungsquartier am T-Damm

Für die Zentral- und Landesbibliothek muss der Senat nun einen neuen Standort finden. Das Flughafengebäude und das ICC waren bei den Verantwortlichen im Senat bereits durchgefallen, in Betracht kommt am ehesten die Sanierung und Erweiterung der Amerika-Gedenkbibliothek. Wegen der Kostenexplosion von 270 Millionen auf rund 350 Millionen hatte sich die CDU schon von der ZLB auf dem Feld verabschiedet. Auch im Gesetzentwurf des Senats tauchte sie nicht mehr auf. Verschwiegen wurde, dass mit dem Ausstieg aus der ZLB auch das Konzept eines „Bildungsquartiers“ am T-Damm nicht mehr aufgehen konnte.

Der Bau des Beckens zur Aufnahme von Regenwasser vom Vorfeld und Dach des Flughafengebäudes sollte eigentlich schon im Herbst 2013 begonnen werden. Der 11-Millionen-Euro-Bau war aber nicht nur in die Kritik geraten, der Bund für Umwelt- und Naturschutz klagte erfolgreich gegen das Genehmigungsverfahren. Durch die Verzögerung sind inzwischen die EU-Fördermittel für das Projekt verfallen.

Bestandschutz für den Biergarten

Nach dem Willen des Volkes wird es keine kommerzielle Verwertung von Flächen auf dem Feld geben, auch nicht als Zelt- oder Campingplatz. Wo schon Kommerz besteht, also im Biergartenareal im Norden des Feldes, gilt Bestandsschutz, aber Erweiterungen von Bauten sind ausdrücklich verboten. Die drei Infocontainer, die über die bisherige Planung und Bürgerbeteiligung Auskunft geben, stehen jetzt vor allem im Weg herum. Der Container am Ostrand war nach einer mutwilligen Zerstörung gerade erst renoviert worden. Diese Arbeit ist damit hinfällig.

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