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Berlin: Voll auf Risiko

Die Bankgesellschaft kostete Berlin Milliarden Es war ein Desaster mit vielen Akteuren

Zwei Milliarden Euro haben die waghalsigen Kreditgeschäfte der Bankgesellschaft das Land Berlin bereits gekostet. Für weitere Risiken in Höhe von über 21 Milliarden Euro haftet Berlin in den kommenden 25 Jahren, weil der Konzern sich auf riskante Fondsgeschäfte einließ. Die Details über den größten deutschen Bankenskandal, der durch abenteuerliche Kreditgeschäfte und eine außer Kontrolle geratene Fondsmaschinerie verursacht wurde, werden heute mit der Vorlage des Abschlussberichts des Parlamentarischen Untersuchungsausschusses veröffentlicht. Dann wird auch die Verantwortung der einzelnen Akteure dieses wirtschaftspolitischen Dramas näher geklärt sein. Doch wer sind die wichtigsten Figuren und welche Rolle spielen sie?

Wolfgang Rupf, Chef der Bankgesellschaft Berlin ab 1997, hätte ohne eine Kapitalspritze des Landes in Höhe von zwei Milliarden Euro das Geldhaus im Jahr 2001 schließen müssen. Die Bank hatte zu viele Kredite für riskante Projekte gewährt und auch zweifelhafte Kunden bedient. Hinzu kamen die eigenen waghalsigen Fondsgeschäfte. Ende 2000 stimmte Rupf deshalb sogar einem Buchungstrick zu: Dem „Verkauf“ von Immobilienfirmen der Bank an „Investoren“ mit einer Geschäftsadresse auf den Cayman-Inseln, einer Steueroase. Dieser Deal war ein Luftgeschäft: Die Bankgesellschaft finanzierte den „Verkauf“ selber mit einem Kredit, und dieses Geld floss in die Kassen ihrer Fondstochter IBG. Denn auch diese hatte Milliarden-Risiken angehäuft und brauchte dafür Rücklagen.

Manfred Schoeps war der Chef beim „Immobilien- und Baumanagement“ des Bankenkonzerns und hatte über Jahre hinweg Immobilienfonds aufgelegt und deren Anteile an Anleger verkauft. Die IBG brachte der Bank dadurch zunächst Milliarden-Umsätze: Einnahmen aus dem Verkauf der Anteile und aus Zinsen, weil die Bank die Immobilienankäufe auch finanzierte. Doch damit wurden auch Risiken angehäuft: 21 Milliarden Euro waren es schließlich – für diesen Betrag bürgt das Land Berlin heute. Ohne diese Bürgschaft wäre der Konzern zusammengebrochen. Schoeps ist heute als Berater tätig. Christian Neuling und Klaus Wienhold, beide CDU-Mitglieder und frühere Mandatsträger, machten aus dem Finanzskandal ein Politikum. Sie spendeten der CDU 20 000 Euro. Wienhold übergab diesen Betrag persönlich dem damaligen CDU-Fraktionschef Klaus Landowsky. Dazu suchte er Landowsky in seinem Bankbüro auf. Wienhold war mit Neuling ein wichtiger Kunde bei der von Landowsky geführten Berlin-Hyp, eine Tochter der Bankgesellschaft. Von der Berlin-Hyp erhielten die beiden Millionen für den Erwerb von Plattenbauten. Als ihre Firma Aubis die Zinsen nicht mehr zahlen konnten, gelangten einige Plattenbauten in die Fonds der Bankgesellschaft.

Klaus Landowsky hatte sich dafür persönlich ausgesprochen. Der CDU-Politiker saß im Aufsichtsrat der Fondsfirma IBG. Als Vorstandschef der Berlin-Hyp war er auch mitverantwortlich für problematische Kreditengagements. Diese zwangen die Berlin-Hyp nach Landowskys Abgang zu Abschreibungen. Einen Prozess um die Streichung seiner Pension gewann Landowsky gegen die Bank.

Ulf-Wilhelm Decken und Jochem Zeelen wurden als erste Akteure der Bankenaffäre rechtskräftig verurteilt. Beide saßen im Vorstand der zum Konzern gehörenden Landesbank Berlin. Zu ihren Aufgaben zählte die Kontrolle der Fondstochter IBG. Strafbar machten sich die Manager, weil sie „Freistellungserklärungen“ unterzeichneten. Dadurch wurden einzelne Personen von ihrer Haftung für Risiken in den Immobilienfonds ausgenommen – diese Risiken wurden auf die Landesbank übertragen.

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