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Berlin: Vollbeschäftigung für Berliner Grundschüler

Bildungssenator Böger stellt 35 neue Ganztags-Grundschulen vor – Eltern bemängeln unzureichende Freizeitbereiche

Berlins Grundschulen werden innerhalb der kommenden zwei Jahre nahezu komplett auf Ganztagsbetrieb umstellen. Allein 150 Schulen haben fristgerecht bis zum 31. März beantragt, eine freiwillige Nachmittagsbetreuung anbieten zu können. Weitere 35 Schulen werden dieses Jahr mit einem ganztägigen Pflichtbetrieb in den ersten Klassen beginnen. Diese neuen so genannten gebundenen Ganztagsschulen stellte Bildungssenator Klaus Böger (SPD) gestern vor (siehe Kasten).

Berlin baut damit seinen bundesweiten Spitzenplatz bei der Ganztagsbetreuung aus. Schon jetzt haben rund 30 Prozent der Grundschüler die Möglichkeit, bis 18 Uhr in der Schule zu bleiben. Bisher war dieses Angebot aber weitgehend auf die östlichen Bezirke beschränkt. Im Westteil der Stadt gab es nur die elf Ganztagsschulen, die größtenteils in den siebziger Jahren als Kinderzentren entstanden waren. Diesen Rückstand sollen die westlichen Bezirke jetzt mit Hilfe des Bundesprogramms für Ganzstagsschulen aufholen, aus dem bis 2007 über 147 Millionen Euro allein nach Berlin fließen.

Die neuen Ganztagsschulen sehen allerdings mit Neid auf die „alten“ Kinderzentren. Denn während den neuen Schulen nur kleine Mensen und sechs zusätzliche Freizeiträume zugestanden werden, haben die Kinderzentren geradezu ideale Bedingungen. Davon konnte sich Böger selbst gestern überzeugen. Denn er präsentierte die neuen Ganztagspläne in der Grundschule in der Köllnischen Heide, die zu den alten Kinderzentren zählt und ideale räumliche Bedingungen hat.

Schulleiterin Astrid-Sabine Busse schilderte, was für sie zu einem gelingenden Ganztagsbetrieb dazugehört: Ruhezonen, in denen die kleinsten Schüler Mittagsschlaf halten, jede Menge Freizeiträume, in denen vielfältige Spiel- und Sportangebote wahrgenommen werden können, und schließlich ein weitläufiger Mensabereich.

Große Augen bekamen da nicht nur Eltern der Kreuzberger Hunsrück-Grundschule, die eigens in die Köllnische Heide gekommen waren, um ihre Befürchtungen vorzutragen: Ihr Schulhaus wurde zwar aufwändig saniert, jetzt aber fehlt das Geld für die Ausstattung der Freizeitbereiche. Wenn ein Großteil der Schüler den ganzen Nachmittag über im Klassenraum verbringen müsse, würden viele Eltern ihre Kinder doch lieber im Schülerladen lassen und auf das Ganztagsangebot der Schule verzichten, lautet die Befürchtung vieler Elternvertreter – nicht nur aus der Hunsrück-Schule. Die Bildungsverwaltung will dennoch bei ihrer sparsamen Variante bleiben, damit die Bundesmittel für möglichst viele Schulen reichen. Denn auch jene 150 Schulen brauchen Essens- und Freizeitbereiche, die ihren Schülern ein freiwilliges Betreuungsangebot machen wollen.

Neuköllns Volksbildungsstadtrat Wolfgang Schimmang (SPD) betonte ebenso wie Böger gestern nochmals, welch große Bedeutung die Ganztagsschulen für die Integration und Förderung der Kinder mit schlechten Deutschkenntnissen und aus bildungsfernen Schichten haben. Deshalb soll insbesondere in türkischen Medien und Verbänden dafür geworben werden, dass türkische Eltern das Ganztagsangebot nutzen. Die 40 Euro Essensgeld seien sehr wohl zumutbar, meinte nicht nur Schulleiterin Busse.

Damit Kinder trotz Ganztagsschulbesuch noch die Möglichkeit behalten, ihrem Hobby nachzugehen, soll es dabei bleiben, dass an einem Nachmittag pro Woche kein Pflichtprogramm stattfindet.

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