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Berlin: Volle Breitseite gegen Hamburg

Ein in der Hansestadt unerwünschtes Großplakat für einen Seefahrerfilm zieht vielleicht nach Berlin um – zum Palast der Republik

Ein riesiges Werbeplakat für den Seefahrerfilm „Master and Commander“ wird möglicherweise in Berlin einen neuen Platz finden – am Palast der Republik. Noch hängt es im Hamburger Hafen, muss aber auf Drängen des dortigen Bausenators Mario Mettbach (Schill-Partei) entfernt werden. Für den Umzug nach Berlin gebe es entsprechende Überlegungen, erste Schritte seien bereits unternommen, teilte der Berliner Pressesprecher der Filmfirma Twentieth Century Fox, Peter Schulze, gestern auf Anfrage mit.

Das Abenteuer mit Oscar-Preisträger Russell Crowe in der Hauptrolle liefert Stoff für neuen Ärger zwischen Berlin und Hamburg. Die Fox hatte das elf mal 190 Meter große Plakat mitten im Hamburger Hafen an die Wand des Docks 10 von Blohm + Voss gehängt – weil das doch hervorragend zum maritimen Charakter des Films passe. In der Hansestadt wird am 21. November in Anwesenheit von Crowe die Deutschlandpremiere des Films von Regisseur Peter Weir gefeiert. Die Filmfirma hatte rund 75 000 Euro für Herstellung, Anbringen und eine fünfwöchige Präsentation des Plakats gezahlt. Lauter Argumente, die auf taube Ohren stießen bei Senator Mettbach. Er verlangte die Entfernung des Werbemotivs aus der Hafenansicht, Blohm + Voss hat dies mittlerweile zugesichert. Fox teilte am Sonntag mit, dass die hartnäckige Haltung der Hamburger aber nichts an der Entscheidung für den Premierenort ändere. Dafür sei es zwei Wochen vor der Feier ohnehin zu spät, hieß es.

Die Opposition im Hamburger Rathaus, wo CDU und Schill-Partei regieren, ist bestürzt: „An diese Posse wird sich in der Filmbranche jeder erinnern“, sorgt sich Farid Müller von den Grünen. „Das ist einer der Gründe, warum die alle nach Berlin wollen.“ Da seien auch 15 Millionen Euro für das Stadt-Marketing oder Berlin-Beschimpfungen von CDU-Wirtschaftssenator Gunnar Uldall keine Hilfe. Die Filmgesellschaft freut sich derweil über die durch den Streit wachsende Bekanntheit ihres Seeabenteuers, das am 27. November deutschlandweit anläuft – und feuert die Konkurrenz zwischen Hafen- und Hauptstadt an: „Die Berliner zeigen mehr Bereitschaft für ungewöhnliche Werbeformen", sagt der Fox-Sprecher Timo Görner.

Aber auch finanziell kommt Berlin Firmen entgegen und ärgert damit die Hamburger. Wie im Fall Warner Music: Wirtschaftssenator Harald Wolf (PDS) umgarnt das Unternehmen, auf dass es mit seiner Deutschland-Zentrale von der Elbe an die Spree ziehe. Mit überhöhten Fördergeldern, wie sein Hamburger Amtskollege Uldall kritisiert. Insbesondere mit Blick auf den Länderfinanzausgleich, assistiert Finanzsenator Wolfgang Peiner (CDU): Hamburg sei, gemessen an seiner Einwohnerzahl, der stärkste Einzahler in den Länderfinanzausgleich - pro Kopf 281 Euro. Dagegen erhalte Berlin pro Jahr und Einwohner 556 Euro. Es könne nicht angehen, sagte Peiner, dass die Hauptstadt Geld, das sie aus Hamburg bekomme, gegen Hamburg einsetze. Hamburg will nun im Vermittlungsausschuss von Bundestag und Bundesrat dafür kämpfen, dass die Subventionen allgemein abgebaut würden, sagte Peiner.

Historisch ist es immerhin legitim, dass Berlin der Hansestadt bei der Reklame für einen Seefahrer-Film den Wind aus den Segeln nimmt: Zur Zeit des Großen Kurfürsten wurden an der Spree sogar Hochseeschiffe gebaut.

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