zum Hauptinhalt
Sonniger Südhang. 300 Kilogramm Weintrauben wurden am historischen Weinberg geerntet. Erstmals ist die Fläche unterhalb des Belvedere auf dem Klausberg im Park Sanssouci in diesem Jahr für Besucher geöffnet. Foto: Nestor Bachmann, dpa

© dpa

Berlin: Volle Pulle Sanssouci

Bald soll es wieder Flaschen vom historischen Weinberg am Belvedere geben Die ersten Trauben wurden schon gelesen. Aber noch reicht die Ernte nicht

Potsdam – Nach mehr als 70 Jahren könnte es in Potsdamer Lokalen bald wieder heißen: „Wir servieren Wein aus Sanssouci.“ Zwar wurden in diesen Tagen schon die ersten Rebstöcke abgeerntet, aber der knapp 300 Kilogramm große Ertrag reichte für das Keltern noch nicht. Doch die Aussichten am historischen Weinberg unterhalb des Belvederes auf dem Klausberg stimmen optimistisch: Die Südhanglage im westlichen Teil des Parks Sanssouci verspricht eine gute und reiche Ernte. „In zwei bis drei Jahren könnten die ersten Flaschen gefüllt werden“, erläuterte der zuständige Leiter dieses Parkreviers Sven Hannemann zahlreichen Schaulustigen am Sonntag, die zum sonst für die Öffentlichkeit gesperrten Areal gekommen waren.

Gesucht wird jetzt ein Mäzen, der die Restaurierung der alten Anlagen unterstützt. Angesichts des einmaligen Projektes gibt sich die Schlösserstiftung nach Hannemanns Worten ganz optimistisch. Er hatte für die mehreren Hundert Neugierigen zahlreiche alte Fotos mitgebracht, um die bewegte Geschichte des rund zweieinhalb Hektar großen Weinbergs zu erläutern. Friedrich II. ließ exotische Pflanzen nach Potsdam holen und forcierte dabei auch den Weinanbau im Park Sanssouci. Am Klausberg entstanden mehrere 200 Meter lange Mauern, an denen unter Glas Wein und Obst reiften. Später erhielt dann der französische Obstzüchter Alexis Lepère die Genehmigung zum Bau spezieller Mauern, die Wärme speichern und die Früchte gleichzeitig vor Frost schützen konnten.

Nach 1945 war an einen Weinanbau nicht mehr zu denken gewesen. Das Belvedere hatte im Krieg einen Bombentreffer erhalten, der auch die benachbarten Mauern mit den Reben beschädigte. Alle Gewächshäuser und Glaswände gingen als Teil der Reparationsleistung in die Sowjetunion. Obendrein fehlte es an Fachkräften zur Wiederherstellung des Weinbergs. Die Anlage verwilderte und verfiel weiter. Erst der 2003 abgeschlossene Wiederaufbau des Belvederes rückte die bewegte Vergangenheit wieder etwas stärker in den Mittelpunkt.

Im Jahr 2006 begann die Schlösserstiftung mit Unterstützung der Berliner Mosaik-Werkstätten, die sich vor allem um Menschen mit Behinderungen kümmern, mit den Arbeiten zur Beseitigung des Wildwuchses, und die ersten Rebstöcke wurden gepflanzt. Im kommenden Jahr soll eine erste Ausstellung den jetzt noch verwunschen wirkenden Weinberg dauerhaft zugänglich machen – rechtzeitig zum 300. Geburtstag des Preußenkönigs. Claus-Dieter Steyer

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false