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Berlin: Vom Angriff bis zum bitteren Sieg Ausstellung zeigt das Leid der Polen im Krieg

„Manchmal“, sagt Polens Botschafter in Berlin, Andrzej Byrt, „braucht es Zeit und Distanz, bis man sich mit etwas beschäftigen kann.“ Und manchmal gibt es gleich mehrere Anlässe, warum gerade jetzt ein guter Zeitpunkt ist, sich mit einer Sache auseinander zu setzen.

„Manchmal“, sagt Polens Botschafter in Berlin, Andrzej Byrt, „braucht es Zeit und Distanz, bis man sich mit etwas beschäftigen kann.“ Und manchmal gibt es gleich mehrere Anlässe, warum gerade jetzt ein guter Zeitpunkt ist, sich mit einer Sache auseinander zu setzen. So war vor 60 Jahren mit Sicherheit jeder Pole froh über das Kriegsende, doch das erlittene Leid blieb riesig und die russische Besatzung hatte bereits eine Ahnung davon vermittelt, was kommen sollte. Es war „ein Wirrwarr der Gefühle“, sagt Kulturattaché Jan Rydel. Und auch heute noch gehen die Emotionen seiner Mitbürger hoch, wenn es um das Kriegsende geht. Eine Ausstellung soll jetzt, kurz nach dem Beginn des deutsch-polnischen Jahres, den „deutschen Freunden“ erklären helfen, warum das so ist.

Sieben Tafeln reihen sich seit diesem Freitag hinter der Glasfront, die sich am Botschaftsgebäude Unter den Linden 72-74 entlangzieht. Fotos von deutschen und russischen Soldaten, toten Polen und zerbombten Städten hängen dort. Oder eine Karte aus dem Jahr 1939, auf der das Land schon geteilt ist, unterzeichnet von Hitlers Außenminister Joachim von Ribbentrop und Josef Stalin. Auf einem alten Anschlagzettel fordern die nationalsozialistischen Besatzer auf Deutsch und auf Polnisch die Bewohner eines Dorfes auf, ihre Hände nicht mehr in die Manteltaschen zu stecken – sonst sei das Grund genug, jeden Menschen ohne Warnung zu erschießen. Dazwischen erklärende Texte. In insgesamt sieben Kapitel hat der Direktor der Polnischen Akademie der Wissenschaften in Berlin, Eugeniusz Król, die Zeit von 1939, vom „Weg zum Krieg“ über „Angriff“ und „Besatzung“, unter der Millionen starben, bis hin zum „bitteren Sieg“ 1945 geteilt.

Fußgänger bleiben stehen, um zu lesen und Bilder zu betrachten. Etwas Aufmerksamkeit fällt dabei immer wieder auch für das Gebäude selbst ab, das seit etwa drei Jahren leer steht. Die Ausstellung über das Verhältnis der Polen und der Deutschen zueinander ist jetzt auch wie der erste Schritt zu einer Rückkehr dorthin. Denn zurzeit residiert die polnische Botschaft in Wilmersdorf. Doch man hofft, dass noch in diesem, spätestens Anfang kommenden Jahres, das Gebäude Unter den Linden renoviert wird. Bis aber alle Ausschreibungen in Warschau abgeschlossen sind, der Umbau in Berlin beginnen kann, und sich das Haus mit neuer Fassade ins Stadtbild einfügt, geht erst einmal die Ausstellung weiter.

Deren zweiter Teil soll um den 60. Jahrestag der Konferenz von Potsdam, also etwa ab August, von der Zeit von 1945 bis zum Zusammenbruch des Eisernen Vorhangs 1989 erzählen, der dritte umfasst die vergangenen 16 Jahre, als Polen Mitglied der Europäischen Union wurde, es aber auch Streit gab, über die unterschiedliche Haltung in Polen und Deutschland zum Irakkrieg oder Forderungen der Preußischen Treuhand. Insgesamt aber, hofft Eugeniusz Król, wird ein Weg gezeichnet, „der einen schrecklichen Anfang hat, aber ein schönes Ende“.

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