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Berlin: Vom Aufschrei zum Zeichen der Hoffnung

„Bitte, nur eine Note“, rief der großartige Giora Feidman ins Publikum. Gegen dieses lang gehaltene „A“ aus mehr als 1800 Kehlen spielte der Klarinettist in einem furiosen Solo an wie gegen eine unsichtbare Klagemauer aus Klang.

„Bitte, nur eine Note“, rief der großartige Giora Feidman ins Publikum. Gegen dieses lang gehaltene „A“ aus mehr als 1800 Kehlen spielte der Klarinettist in einem furiosen Solo an wie gegen eine unsichtbare Klagemauer aus Klang. Dem eindrucksvollen Konzert aus Anlass des 50jährigen Bestehens der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem in Jerusalem lauschten unter anderem Bundeskanzler Gerhard Schröder, die Minister Joschka Fischer, Wolfgang Clement, Renate Künast und Hans Eichel, außerdem Bundestagspräsident Wolfgang Thierse, Klaus Wowereit, Walter Momper, und der israelische Botschafter Shimon Stein.

Das Deutsche Symphonieorchester führte unter anderem Leonard Bernsteins „Chichester Psalms“ auf, die mit dem Satz enden „Siehe, wie fein und lieblich ist’s, dass Brüder einträchtig beieinander wohnen!“ Von Visionen einer besseren Welt handelte auch die Ansprache des Bundeskanzlers. Yad Vashem sei mehr als Aufschrei, Anklage und Trauer. Die Gedenkstätte sei zugleich ein Ort der Hoffnung auf Verständigung, Versöhnung, Toleranz und Menschlichkeit. Iris Berbens einfühlsame Moderation griff dieses Motiv auf in einigen Zitaten aus den über 62 Millionen Seiten, die in Yad Vashem archiviert sind. Da fand auch der Wunsch Erwähnung, ein Mahnmal aus guten Taten zu setzen. Auch den Namen der Gedenkstätte erklärte sie, der sich aus einem Bibel-Wort ableitet. Es gehe darum, den Ermordeten ihre Namen und ihre Würde zurückzugeben. An diesem Abend, der, wie der Kanzler vorausgesagt hatte, zu einer wunderbaren Begegnung mit dem wiederaufblühenden jüdischen Leben wurde, nahmen auch einige „Gerechte der Völker“ teil. Das sind Menschen, die angesichts des Unrechts, das den Juden angetan wurde, nicht weggeschaut haben und deshalb in Yad Vashem besonders geehrt werden.

Die der Versöhnung gewidmete Komposition „Lacrimae“ hatte Giora Feidman bei Reinhard David Flender in Auftrag gegeben. Neben der heimlichen israelischen Hymne „Jerushalaim shel Zahav“ wurde auch „Kol Nidrei“ aufgeführt, eine Komposition von Max Bruch. Sie basiert auf der Melodie, die traditionell am Vorabend des Versöhnungtages Jom Kippur aufgeführt wird. Bi

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