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Berlin: Vom Bürgeramt zum Bürgerzentrum: Mehr Behördenservice unter einem Dach

Marzahn-Hellersdorf will bis Ende 2013 ein Pilotprojekt starten, bei dem noch mehr Dienstleistungen als bisher angeboten werden.

Mehrere Angelegenheiten in einem einzigen Amt erledigen können – das war das Ziel, als 2001 in Berlin die Bürgerämter geschaffen wurden. Meldestellen, Bürgerberatung, Steuerkartenstelle und Einwohnermeldeamt wurden hier zusammengefasst. Derzeit gibt es stadtweit immer noch etwa 700 verschiedene Anlaufstellen für den Bürger. Für das Anmelden des Autos muss dieser in die Kfz-Zulassungsstelle, für einen Hortplatz zum Jugendamt, für einen Reisepass ins Bürgeramt.

Marzahn-Hellersdorf versucht nun mit Unterstützung des Senats der Vision eines Amtes für alle Anliegen ein Stück näherzukommen. In einem Pilotprojekt will der Bezirk bis Ende 2013 ein sogenanntes Bürgerzentrum schaffen, das noch mehr Vorgänge vereinigt als das Bürgeramt. Bis Ende 2014 soll möglichst ein weiteres entstehen. Auch Tempelhof-Schöneberg plant, sich an dem Projekt zu beteiligen.

„Wir wollen auch Leistungen integrieren, die vorher nicht vom Bezirk angeboten wurden“, sagt Stephan Richter (SPD), Stadtrat für Bürgerdienste in Marzahn-Hellersdorf. So werden derzeit 132 Geschäftsprozesse darauf geprüft, was weiter im Fachamt bleiben muss, und was sich so umstrukturieren lässt, dass es künftig im Bürgerzentrum angenommen werden kann. So sei vorstellbar, dass Autos in dem neuen Zentrum angemeldet werden können, Standes-, Jugend- und Gewerbeamt ihre Dienste anbieten. Möglichkeiten sieht der Bezirk auch bei den Rentenversicherungsträgern und der Polizei. Denn bislang muss der Bürger, wenn seine Geldbörse samt Ausweis gestohlen wurde, sowohl ins Bürgeramt als auch zur Polizei.

Schon im Jahr 2004 hatte der Bezirk Schritte in Richtung mehr Service unternommen. Seitdem ist es möglich das Wohngeld nicht nur im Wohnungsamt, sondern auch im Bürgeramt zu beantragen. Inzwischen ist das in fast allen Bezirken möglich. „Das spart Zeit für den Bürger“, sagt der Leiter Bürgerdienste von Marzahn-Hellersdorf, Adolf Herbst. Bürgerämter seien nah am Wohnort. Hinzu komme, dass diese deutlich längere Öffnungszeiten als die Fachämter anbieten.

Auch für die Verwaltung hat die geplante Umstrukturierung Vorteile. So könne das wenige Personal besser eingesetzt werden. Die Zeit, die Fachämter bislang für Sprechstunden nutzen, wäre dann frei, um Anträge zu bearbeiten. Termine müssten sie nur für diejenigen anbieten, deren Fälle so kompliziert sind, dass das Bürgerzentrum auf das Fachamt angewiesen ist.

Zudem soll das Bürgerzentrum auf veränderte Rahmenbedingungen reagieren wie die Fortschritte im Wissensmanagement. So ist geplant, die schon existierende Dienstleistungsdatenbank besser zu nutzen. Hier sind alle notwendigen Anträge, Formulare, Gebühren und beizubringenden Unterlagen beschrieben. Mitarbeiter können damit in dem geplanten Zentrum leicht auf gleiche und jederzeit aktuelle Informationen zugreifen. Ein weiteres Ziel bleibt zudem, die Möglichkeiten, die der elektronische Personalausweis bietet, besser zu nutzen. So sind beispielsweise Erleichterungen bei der Antragstellung zu erwarten.

Für den Erfolg des Projektes sei entscheidend, dass eine große Zahl von Dienstleistungen von der Landesebene und den Fachämtern übertragen werden. „Sonst lohnt es sich wirtschaftlich nicht“, sagt Bürgerdienste-Chef Herbst. Außerdem müsse es langfristig zur Haushaltskonsolidierung beitragen.

Um den Service eines Bürgerzentrums anzubieten, sucht der Bezirk nach dafür geeigneten Räumen. Das jetzige Bürgeramt in der Marzahner Promenade 11 und das Rathaus am Alice-Salomon-Platz sind zu klein, um dem erweiterten Angebot nachzukommen. Bettina Malter

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