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Duschen fällt in Gropiusstadt erstmal aus.

© dpa

Vom Duschen wird abgeraten: Gropiusstadt: Gefährliche Keime im Trinkwasser

Pseudomonaden sind resistente Keime, die überall in der Natur vorkommen. Jetzt wurden sie auch im Trinkwasser von Gropiusstadt gefunden. Das hat unangenehme Folgen für viele Bewohner.

In Gropiusstadt ist das Trinkwasser mit gefährlichen Keimen verunreinigt. Betroffen sind 388 Privathaushalte und zwei Gewerbemieter in Hochhäusern an der Fritz-Erler-Allee und der Eugen-Bolz-Kehre. „Eine größere Sache“, sagte Neuköllns Gesundheitsstadtrat Falko Liecke (CDU). Die betroffenen Bewohner sind angewiesen worden, das Leitungswasser vor dem Kochen oder Zähneputzen abzukochen. Vom Duschen oder Baden wird abgeraten. Von erkrankten Menschen sei bislang nichts bekannt, sagte Liecke.

Die ersten Keime wurden bereits am 6. September gefunden, nachdem "bei Mietern unzulässige Sanitäreinbauten festgestellt und entfernt wurden", erklärte die Wohnungsbaugesellschaft Hilfswerk-Siedlung (HWS), der die Häuser gehören. Ob hier auch die Quelle der Verunreinigung liegt, ließ die HWS offen. "Die genaue Ursache kann trotz sorgfältiger Überprüfung durch die Behörden nicht konkret ermittelt werden." Wahrscheinlich sind die Bakterien bei Reparaturarbeiten in das Leitungssystem gelangt, sagte Liecke. Die Trinkwasserversorgung der betroffenen Hochhäuser ist miteinander verbunden. Am Übergabepunkt zwischen der Hauptleitung der Wasserbetriebe und dem Hausanschluss sei keine Keimbelastung gefunden worden, also fallen die Wasserbetriebe als Verursacher aus. Im Laufe des Freitags sollen vier mobile Duschwagen an den Hochhauszeilen aufgestellt werden. Dort können die Mieter auch Frischwasser zapfen. Kanister mit Trinkwasser seien bereits ausgegeben worden, erklärte Kerstin Weber vom Gesundheitsamt Neukölln. Die Mieter erhalten laut HWS eine "angemessene Mietminderung".

Verseucht ist das Trinkwasser mit "Pseudomonas aeruginosa". Die Bakterien sind resistent gegen die meisten Antibiotika und zählen deshalb zu den gefährlichen Krankenhauskeimen. Sie können bei geschwächten Menschen schwere Infektionen verursachen. Noch am Freitag soll mit der Desinfizierung des Leitungssystems begonnen werden. Dazu würden geringe Mengen Chlordioxid eingebracht, sagte Liecke. Diese chemische Reinigung des Trinkwassers sei für den Menschen unbedenklich. Allerdings dauert das Verfahren mindestens zwei bis drei Wochen. Pseudomonaden werden auch als „Pfützenkeime“ bezeichnet. Sie kommen praktisch überall in der Natur vor und können sich im kalten Wasser vermehren. Bekannter als Pseudonomaden sind Legionellen im Trinkwasser. Die breiten sich vor allem im warmen Wasser aus. Seit November 2011 müssen Besitzer von größeren Häusern ihren Warmwassertank einmal im Jahr auf Legionellen testen lassen. Auch in Krankenhäusern und Schwimmbädern gibt es regelmäßig Legionellenalarm.

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