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Berlin: Vom Gangster Boy zum Vorbild 18-jähriger Libanese wird für Zivilcourage geehrt

Mit zwölf geht es los. Da rasiert sich Mohammed El-Ahmad, den alle nur Hamudi nennen, zwei schmale Streifen über dem rechten Ohr und gründet eine Straßengang: die Arabischen Gangster Boys, kurz: AGB.

Mit zwölf geht es los. Da rasiert sich Mohammed El-Ahmad, den alle nur Hamudi nennen, zwei schmale Streifen über dem rechten Ohr und gründet eine Straßengang: die Arabischen Gangster Boys, kurz: AGB. Der Neuköllner Kiez zwischen Thomasstraße, Körnerpark und Mittelweg ist ihr Revier, hier schlagen sie kaputt, was ihnen im Weg steht, sie stehlen, prügeln und ziehen Gleichaltrige ab. Mal sind zehn AGBs unterwegs, mal 20 oder 30. „Wir hatten fast jeden Tag mit der Polizei zu tun“, sagt Mohammed El-Ahmad. Immer wieder wird Hamudi von den Polizisten nach Hause gebracht, weil sie ihm wegen seiner Strafunmündigkeit nichts anhaben können. Als der gebürtige Libanese 14 wird, landet er mehrfach vor Gericht, kommt aber jedes Mal um eine Gefängnisstrafe herum.

Die Lehrer, die Richter, die Polizisten – kaum jemand hätte damals wohl noch einen Cent auf Hamudis Zukunft gesetzt. Hamudi schafft es trotzdem: Seine Gang ist aufgelöst, der Hauptschulabschluss in der Tasche, seit drei Jahren arbeitet Mohammed El-Ahmad als freiwilliger Helfer im Jugendfreizeitheim „Mittelweg 30“. Am heutigen Dienstag wird der 18-Jährige von der Initiative „Fenster der Gewalt“ für seine Zivilcourage ausgezeichnet. Die Jury schreibt: „Auch auf Grund seiner Vergangenheit hat er sich zur Vertrauensperson und zum Ansprechpartner für Jugendliche entwickelt.“

Ein Patentrezept für Politik und Polizei hat Hamudis Biografie nicht zu bieten. Denn es sind weder Strafen noch ausgeklügelte Erziehungsprogramme, die Hamudi auf den Weg bringen, sondern es sind der Zorn und die Enttäuschung des Vaters. Mit 15 fühlt Hamudi, dass er „eine Schande ist und den Vater entehrt“ hat. Als der Junge beginnt, genauer hinzuschauen, merkt Hamudi, dass er von Gleichaltrigen gefürchtet, aber nicht geliebt wird. Bald öden ihn die Rituale in seiner Gang an, der ewige Spott und die Gewalt. Bei den AGBs entwickelt sich Hamudi zum Goodboy, höhlt gewissermaßen als steter Tropfen den Stein. Der Preisträger lächelt. „Da hat sich die Gang nach und nach aufgelöst.“

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