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Berlin: Vom Schlafzimmer in den Himmel

Das Technikmuseum restauriert seltene Nurflügel-Maschinen der Brüder Horten. Sie hatten sie daheim zusammengebaut

Angefangen hat alles im Schlafzimmer der Eltern. Dort bastelten die Brüder Reimar und Walter Horten zu Beginn der 30er Jahre eines der ungewöhnlichsten Flugzeuge der Welt zusammen, das nur aus den beiden Flügeln und einer kleinen Kabine bestand, in der der Pilot lag. Zum Transport ins Freie mussten die Brüder dann das Fenster im Schlafzimmer ausbauen. Das – erfolgreiche – Experiment der Brüder endete im Krieg mit der Entwicklung des Jagdbombers H IX mit zwei Strahlturbinen. In Berlin sind jetzt wieder mehrere Horten-Nurflügel-Maschinen restauriert worden. Dieses Mal aber in einer ehemaligen Kantine einer Fabrik, die zur Werkstatt umgebaut worden ist.

In den Reinickendorfer Hallen baut das Deutsche Technikmuseum schon seit Jahren oft aus Trümmern originalgetreu alte Flugzeuge wieder auf. Ein Besucher aus Amerika machte den Leiter der Luftfahrtsammlung, Holger Steinle, zu Beginn der 90er Jahre darauf aufmerksam, dass es in den Vereinigten Staaten noch Horten-Maschinen gebe. Nun gut, es waren bescheidene Reste, die in Kisten im Freien lagerten. Sogar ein Nest von Eichhörnchen, die fleißig Nüsse gesammelt hatten, fand man in den Trümmern. Die Amerikaner hatten die Flugzeuge im Krieg auf einem Hof entdeckt, eingepackt und mitgenommen. Dort gehörten sie zum Bestand des National Air and Space Museums in Washington.

Vier Maschinen haben die Spezialisten des Berliner Museums seit 1993 unter der Leitung von Wolfgang Tyroller und Imre Varga restauriert. Weil Zeichnungen fehlten, mussten sie die fehlenden Teile nach den wenigen vorhandenen Originalteilen nachbauen oder sich die Konstruktion selbst zusammenreimen. Imre Varga ist überzeugt, dass der Nurflügler fliegen würde. Doch damit in die Luft gehen, würde er dann doch nicht. Dabei hat es nur einmal einen größeren Unfall gegeben, wie Steinle berichtet. Der größte der restaurierten Horten-Nurflügler wird in Zukunft in Washington ausgestellt. Als Gegenleistung für die Arbeiten darf das Technikmuseum eine Maschine behalten. Sie hängt bereits im Neubau des Museums, dessen Luftfahrtsammlung aber erst am 4. Februar 2005 eröffnet werden wird.

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