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In Köpenick vom Zug erfasst: Zwei junge Männer am Bahnübergang getötet

Sie waren mit Mopeds an den geschlossenen Bahnschranken vorbeigefahren.

War es Leichtsinn oder eine Mutprobe? Zwei junge Männer sind in der Nacht zu Sonnabend in Köpenick mit ihren Mopeds auf einem Bahnübergang nahe dem S-Bahnhof Wuhlheide von einem Zug erfasst worden. Für den 19-jährigen Pierre R. und den 18-jährigen Patrick L. kam jede Hilfe zu spät. Die beiden Männer starben noch am Unfallort.

Über den Hergang gibt es unterschiedliche Darstellungen. Nach Angaben der Berliner Polizei sollen die beiden zunächst vor der geschlossenen Halbschranke an der Köpenicker Allee gewartet haben – und dann gemeinsam kurz vor dem herannahenden Zug losgefahren sein. Nach Angaben der Bundespolizei, die auch als Bahnpolizei fungiert, sollen die beiden Männer hingegen an den wartenden Autos vorbeigefahren sein und dann „noch einmal richtig Stoff gegeben“ haben.

Der Fahrer des Zuges konnte noch nicht befragt werden, er erlitt einen Schock. Das Ergebnis der Alkoholprobe von Pierre R. und Patrick L. liegt noch nicht vor. In dem Zug saßen keine Fahrgäste, da er als „Leerzug 7180“ in Richtung Ostbahnhof fuhr, um dort eingesetzt zu werden. Auf dieser Strecke fahren nur wenige Züge, meist Güterzüge und am Wochenende einmal ein Zug des Verkehrsunternehmens Interconnex. Bis Mai war auf dieser Strecke noch die Regionalbahnlinie 24 stündlich unterwegs, diese wurde jedoch eingestellt.

Die wesentlich stärker befahrene Strecke zwischen Karlshorst und Erkner kreuzt die Unfallstrecke nur wenige Meter entfernt. Die Köpenicker Allee überquert jedoch nur die stark befahrene Strecke mit einer Brücke, die andere ist mit Schranken gesichert.

In Berlin gibt es noch 29 Schrankenanlagen im Netz der Deutschen Bahn AG, etwa die Hälfte davon ist Fußgängern vorbehalten. Eine der bekanntesten Anlagen ist die Halbschranke an der Lichtenrader Bahnhofsstraße. Dort war 1998 ein betrunkener Radfahrer getötet worden, auch er hatte die geschlossene Halbschranke umkurvt.

Trotz der nicht erlaubten Möglichkeit, an einer bereits geschlossenen Halbschranke noch vorbeizufahren, ist die Bahn gegen so genannte Vollschranken, die die gesamte Straßenbreite sperren. Das Argument der Bahn: Halbschranken ermöglichen die Flucht aus dem Gleisbereich, wenn Fußgänger oder Autos vom Herablassen der Schranken überrascht werden.

„Leichtsinn, Unaufmerksamkeit, Unkenntnis“ nennt die Bahn als häufigste Ursachen für Unfälle. 97 Prozent würden vom Verkehrsteilnehmer verursacht, in einem Prozent versage die Technik, in zwei Prozent der Lokführer, heißt es. Dank einer Aufklärungskampagne hat sich die Zahl der Unfälle an Übergängen in den vergangenen zehn Jahren mehr als halbiert.

Auch in Berlin hatte es noch in den neunziger Jahren jährlich mehrere Tote an Bahnübergängen gegeben. Zuletzt war im Januar 2004 ein Jogger an der Buckower Chaussee von einem Zug getötet worden, auch er hatte die dortige Halbschranke ignoriert. Die Bahn gibt bundesweit jährlich etwa 170 Millionen Euro für die Sicherung und den Ersatz aus. Bundesweit sank zwischen 1994 und 2004 die Zahl der Übergänge von 29 000 auf 23 000. In Berlin wurde zuletzt 2004 der Übergang Ruhwaldweg beseitigt.

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